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Wimbledon ist Popps Turnier

Regenpause für Kiefer und Mayer - Halle-Finalist Safin schon gescheitert

London (dpa). Das deutsche Tennis-Duo Nicolas Kiefer und Florian Mayer ist in Wimbledon am Freitag von Blitz und Donner gestoppt worden. Nach vier traumhaft schönen Turniertagen mussten die Akteure bei den 119. All England Championships erstmals eine Zwangspause einlegen.

Als Florian Mayer um 18.05 Uhr seinen zweiten Versuch startete, zum Drittrunden-Match gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero auf den Platz zu gehen und sich einzuspielen, hatten die dunklen Gewitterwolken den im Südwesten Londons liegenden Stadtteil SW19 endgültig erreicht.
Nachdem der Bayreuther Mayer im leichten Regen seine Tennistasche wieder geschultert hatte und zurück in die Umkleide ging, war Nicolas Kiefer noch immer dabei, seine Nervosität im Zaume zu halten. Der Hannoveraner konnte im Fernsehen mitansehen, wie die hellblauen Planen abermals über die Plätze gezogen wurden, und ahnte wohl schon, dass sein als letztes Match geplanter Auftritt auf dem Center Court gegen Roger Federer wegen des einsetzenden Gewitters auf Samstag verschoben werden würde. Aber erst um 20.01 Uhr wurde der Gang in die Warteschleife auch offiziell verkündet.
Bei schwülen 30 Grad Celsius hatte sich das Ungemach schon Stunden vorher angemeldet. Doch für Halle-Finalist Marat Safin kam es zu spät. Der Russe schied im ersten Spiel am Freitag gegen den Spanier Feliciano Lopez mit 4:6, 6:7 (4:7), 3:6 aus und musste auch im sechsten Anlauf auf dem ungeliebten Gras frühzeitig das Feld räumen.
Ein anderer Deutscher sorgt derzeit ebenfalls (wieder) für Furore in Wimbledon - Alexander Popp. Vielleicht ist es seine Art zu spielen, die ihn auf dem »Heiligen Rasen« zu einem Riesen macht. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach Wimbledon, das den Mannheimer zu einem anderen Spieler werden lässt als die restlichen 50 Wochen im Jahr.
Wie einst Boris Becker kennt der 2,01 Meter große Tennisprofi nur drei Jahreszeiten: Vor Wimbledon, während Wimbledon und nach Wimbledon. Wie so oft hatte das Jahr für den ruhigen und besonnenen Popp mit Verletzungspech begonnen. Eine Schulteroperation hatte ihn im vorigen Herbst nach den US Open in New York sieben Monate »auf Eis« gelegt.
Zurück auf der Tour konnte der vor seiner Zwangspause knapp unter der 100er-Grenze postierte Mannheimer vor Wimbledon nicht ein Match gewinnen. Selbst auf dem geliebten Rasen lief es erschreckend schlecht.
Doch als Popp endlich wieder die nach Tradition riechende Luft von Wimbledon einatmen konnte, sog er gleichsam Zug für Zug unaufhörlich Selbstvertrauen in sich hinein und feierte prompt den ersten Sieg der Saison. »Ich kann das auch nicht erklären«, sagte er später und mühte sich nach dem hart erkämpften Einzug in die dritte Runde erst gar nicht mehr, das Phänomen zu ergründen.
»Ich bin beeindruckt, vor allem von seiner Nervenstärke«, sagte Daviscup-Kapitän Patrik Kühnen nach dem Krimi gegen den Australier Wayne Arthurs, den Popp nach über vier Stunden mit 14:12 im fünften Satz für sich entschied.

Artikel vom 25.06.2005