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Bauern reagieren sauer auf
neue Zuckermarktordnung

Menne: Rübenbauern verlieren wirtschaftliche Basis

Von Bernhard Hertlein
Warburg/Lage (WB). Die Bauern sind sauer auf die neue Zuckermarktordnung. »Wenn sich die Pläne der EU so durchsetzen, sind sie das Ende der flächendeckenden Zuckererzeugung in Europa, Deutschland und Ostwestfalen«, sagte gestern der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter-Warburg, Werner Menne.
Warburg ist Sitz einer von zwei ostwestfälischen Zuckerraffinerien. Fotos: Ralf Benner

Die angekündigte Senkung des Mindestpreises von 43,60 auf 25,05 Euro pro Tonne Zuckerrüben entspreche einer Kürzung von 42,6 Prozent in nur zwei Jahren. Damit werde den Betrieben die wirtschaftliche Basis unter den Füßen weggezogen, erklärte Menne am Rande des Deutschen Bauerntages in Rostock. Davon sei Ostwestfalen als »Zuckerland« besonders betroffen.
Nach Angaben der NRW-Landwirtschaftskammer betreiben in ganz Nordrhein-Westfalen 7800 Betriebe auch Zuckerrübenanbau, davon 2000 in OWL. Auf die Anbaufläche bezogen entfallen von 70 000 Hektar in NRW 10 080 auf Ostwestfalen.
Bundesweit werden sich 46 000 Rübenbauern auf die neue Situation einstellen müssen. Die Verbraucher - einschließlich der Süßwarenindustrie -Êwerden profitieren: Mit dem Erzeugerpreis sinkt auch der Preis für weißen Zucker, und zwar um 39 Prozent von 631,9 auf 385,5 Euro je Tonne. Damit nähert er sich dem Weltmarktniveau, das heute vom viel günstigeren Rohrzucker dominiert wird.
Die Industrie hat schon in den vergangenen Jahren kräftig abgebaut. Seit 1990 verringerte sich die Zahl der Raffinerien in der Europäischen Union von 240 auf weniger als 135. Dieser Prozess wird nach Einschätzung der Branche nun einen neuen Schub erhalten. Welche Raffinerien geschlossen werden, darüber gab es gestern allerdings keine Informationen.
Die 1882 gegründete älteste Zuckerfabrik in Ostwestfalen ist zugleich die nördlichste des Südzuckerkonzerns. Pro Tag werden in Warburg 750 Tonnen Zucker erzeugt. Beliefert wird das Werk von 1279 Landwirten. Die Zahl von 45 Mitarbeitern erhöht sich während der »Kampagne« vom 15. September bis Weihnachten auf 90. Ein Jahr nach Warburg startete die heute 75 Mitarbeiter beschäftigende und zu Pfeifer & Langen gehörende Zuckerfabrik im lippischen Lage.
Südzucker-Pressesprecher Rainer Düll (Mannheim) sieht die Lage nicht nur dramatisch. Gut sei »trotz der überzogenen Preiskürzungen«, dass es überhaupt wieder eine gültige Grundlage für künftige Planungen gebe. Viel hänge davon ab, wie die Bedingungen für die »C-Quote« -ÊZucker für Exporte außerhalb der EU -Ê festgelegt würden.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 24.06.2005