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Kurzschluss legte die
Schweizer Bahn lahm

Totaler Stromausfall kostet 3,9 Millionen Euro


Bern (dpa). Ein Kurzschluss an einer Baustelle war die Ursache für den Totalausfall der Stromversorgung bei den Schweizer Eisenbahnen (SBB) am Mittwochabend.
Gestern war die Westschweiz erneut von einer Bahnstörung betroffen. Im Kanton Wallis sei ein Blitz in ein Elektrizitätswerk eingeschlagen, teilten die SBB mit. Betroffen waren auch die Regionen Lausanne und Genf. 40 Minuten später rollten die Züge wieder.
Am Mittwoch löste der Kurzschluss an einer Baustelle für die Alpendurchquerung im Kanton Uri am Gotthard eine Kettenreaktion aus, bei der sich in der ganzen Schweiz Kraftwerke abschalteten und die Stromspannung abfiel.
Etwa 1500 Züge standen still, 200 000 Reisende waren betroffen. Seit gestern Morgen lief der Eisenbahnverkehr in der Schweiz wieder weitgehend planmäßig. Das Stromversorgungsnetz der Bahn, das über fünf eigene Wasserkraftwerke zu 94 Prozent autark ist, soll nun weiter ausgebaut werden.
Die Ursache des Kurzschlusses ist nach Angaben des Leiters der SBB-Infrastruktur noch nicht bekannt. Die ganze Nacht über waren die Züge mit zusätzlichem Personal in ihre Positionen gebracht worden.
SBB-Chef Benedikt Weibel sagte, das Unternehmen werde Vergütungen und »Kulanzlösungen« in Höhe von etwa 3,9 Millionen Euro bezahlen. Die SBB hätten mehr als 300 Übernachtungen organisiert und Personen mit Taxis und Bussen weitertransportiert.
Die Deutsche Bahn hält einen solchen Totalausfall der Stromversorgung in Deutschland für unwahrscheinlich. Zwar könne auch der Bahn in Deutschland der Strom wegbleiben; dass die Züge bundesweit stehen bleiben, sei kaum möglich. »Bei den Stromversorgern haben wir eine dezentrale Struktur«, sagte ein Sprecher. 55 Kraftwerke speisten den Strom in das Netz der Bahn.
Auch mehrere hundert Reisende aus Deutschland waren von der Schweizer Panne betroffen. Fünf ICE-Züge in Richtung Deutschland seien dort während des Stromausfalls stehen geblieben.

Artikel vom 24.06.2005