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Zoff mit der Schwester

Nadeshda Brennicke ist kein »blondes Dummchen«

Von Katharina Hinz
ARD, 20.15 Uhr: Ihre Schauspielkarriere begann, als ihre Freundinnen noch zur Schule gingen: Mit 17 Jahren spielte Nadeshda Brennicke bereits die erste Hauptrolle in Peter Timms Komödie »Manta - Der Film«. Das ist nun 15 Jahre her. Und über mangelnde Angebote kann sie sich seitdem nicht beklagen.

Aber die Inhalte bereiten ihr Kopfschmerzen: »Warum soll ich immer bloß das blonde Dummchen sein?« Wird die gebürtige Freiburgerin für ihr Model-Aussehen mit sexy Stupsnase, großem Schmollmund und braunen Dackelaugen bestraft?Ê Immerhin gab ihr Regisseur Dennis Gansel 2001 die Chance auf einen anderen Charakter, prompt gab es den Grimme-Preis für Brennickes Part in »Das Phantom«. Eine Ausnahme. Die Regel sieht anders aus. Und zwar so wie in »Meine Schwester und ich«: In dem Melodram spielt sie eine hemmungslose Verführerin.
Der Film erzählt ein Familiendrama um zwei ungleiche Schwestern. Die eine heißt Clarissa (Katharina Schubert) und lebt mit ihrem Vater in Freiburg, die andere, Ina (Nadeshda Brennicke), arbeitet als Erfolgs-Model in Paris.
Seit dem Tod der Mutter kümmert sich Clarissa fürsorglich um ihren Vater Walter (Arthur Brauss). Sie bringt es nicht übers Herz, den alten Herrn zu verlassen und mit ihrem Freund Marco (Thomas Sarbacher) zusammenzuziehen. Da stellt sich zum 70. Geburtstag des Vaters seltener Besuch ein: Ina kommt aus Paris.
Alte Konflikte brechen wieder auf. Ungeachtet ihrer Schönheit und ihres Erfolgs fühlt sich Ina der Schwester mit ihren vielfältigen Begabungen nach wie vor unterlegen. Dagegen macht Clarissa die Vorliebe des Vaters für Ina zu schaffen. Alte Verhaltensmuster leben auf: Während Ina sich von Walter verwöhnen lässt, kümmert sich Clarissa um ihre Arbeit als Musiklehrerin, den Haushalt und Walters Geburtstagsfeier.
Für ihren Freund Marco bleibt kaum Zeit. Der leidet ohnehin darunter, dass Clarissa sich nicht offen zu ihm bekennt und mit ihm zusammenzieht. So trifft er mit Ina zusammen und erkennt hinter der Fassade des strahlend schönen Models die verunsicherte, einsame Frau. Die beiden verbringen eine Nacht zusammen.
»Privat kommt so etwas für mich gar nicht in Frage«, verrät die Wahl-Berlinerin Brennicke. »Ich würde mich sogar als prüde bezeichnen.« In Konflikt mit ihren Rollen, für die sie sogar schon mal einen Strip hingelegt hat,Ê kommt sie deshalb noch lange nicht. Sie weiß genau was sie tut und warum. Es ist ihr Job, sie verdient Geld damit. Für sich und ihren siebenjährigen Sohn Nikita, den sie alleine großzieht. Er istÊNadeshdas große Liebe. Deshalb will sie auch weg aus Berlin. Sie bereitet den Umzug ins Grüne vor, in die Natur, um mehr Zeit und Ruhe zu haben für ihr Kind und ihre beiden Pferde.
Der Film wurde vor etwa einem Jahr innerhalb von vier Wochen in Freiburg und Paris von Ilse Hofmann gedreht. In weiteren Rollen sind Marlen Diekhoff, Peter Sattmann und Herbert Bötticher zu sehen.

Artikel vom 01.07.2005