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Ein Virus von belebender Wirkung

Ballettschule und Jugendtanztheater zeigten beeindruckendes Können


Bielefeld (uj). Als hätte jemand einen Zaubertrank verabreicht - nach der Vorstellung der Ballettschule und des Jugendtanztheaters in der ausverkauften Oetkerhalle traten Groß und Klein am Samstagabend mit strahlenden Gesichtern sowie beschwingt hüpfend und tänzelnd den Heimweg an. Keine Frage, die wohltuende Kraft des Tanzes war aufs Publikum übergeschwappt und wirkte wie ein Lebenselixier.
Zum wiederholten Male ist es Maria Haus und einem großen Helferteam gelungen, in einer liebe- und fantasievollen Vorstellung das enorm breite Ausbildungsspektrum der Ballettschule des Theater Bielefeld zu demonstrieren und dabei ein Publikum glänzend zu unterhalten. Der bunte Bilderbogen des Tanzes wurde dabei von Rabea Halimi und Marius Gentejohann zusammengehalten, die schon ganz profimäßig durch das abwechslungsreiche Programm führten. Die beiden sind bereits vom Tanzvirus infiziert und finden es »toll, dass man mit dem Körper Geschichten erzählen kann.« Kostproben lieferten schon die Ballett-Mäuse, die, in Wechselkleidchen gehüllt, eine Metamorphose von der kleinen Raupe Nimmersatt zum bunten Schmetterling vollzogen.
Bei den etwas älteren Jahrgängen durfte man sich neben erstklassiger Einstudierung und Ausführung auch noch über köstliches Mienenspiel und schauspielerische Talente freuen. Originelle Choreografien (Haus, Anatolij Borsow, Paolo Fossa) und prächtige Kostüme machten jede Nummer zu einem Fest für die Sinne. Und an Gelegenheit zum Schmunzeln fehlte es auch nicht. Da wurde etwa eine aus den Fugen geratene Unterrichtsstunde mittels Polka zur schwungvollen Persiflage einer höheren Töchterschule.
Klassischen Spitzentanz auf professionellem Niveau präsentierte die Jugendabteilung mit Ausschnitten aus dem Ballett »Giselle«. Frederick Rieländer als Prinz durfte sich dabei von den Bauernmädchen Tanja Rastvorov und Rebecca Kopiecki umwerben lassen.
Mit »Schiller.Europa.Freiheit?« hat sich der Tanznachwuchs ganz eigene Gedanken zum Schillerjahr gemacht und mit der gut 15-minütigen Produktion beim internationalen Tanzwettbewerb in Wien den ersten Preis abgeräumt. Klar, dass Rotschopf Carolin Kreuzer die Rolle des Dichters übernahm. Die junge Tänzerin, die auch in sämtlichen weiteren Darbietungen durch ihre enorme Bühnenpräsenz auffällt, wird ihre weitere Ausbildung bei Hamburgs berühmten Ballettchef John Neumeier absolvieren.
Zu guter Letzt animierte »Der kleine Prinz« dazu, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen. Mit Slapstick und Witz, überwiegend aber stimmungsvoll und nachdenklich wurde die Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry mit den Mitteln des Tanzes nacherzählt. Eine Augenweide dabei: die Kostüme (Katja Menninger und Edip Acikyol), ein Ohrenschmaus: die von Renée Henriot (Violine) und Uli Maier (Flügel) zugesteuerte Live-Musik von Eric Satie, Maurice Ravel, Claude Debussy und Jacques Ibert.

Artikel vom 27.06.2005