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Aufgepasst! Nach der Geburt
ist vor dem nächsten Baby

Verhütung nach der Geburt

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Die Geburt eines Kindes ist immer ein besonderes Ereignis: Nach Monaten des Wartens, der Freude, der Angst und der Unsicherheit ist der kleine Erdenbürger endlich da. Die Frau ist jetzt eine Mama, der Mann ist Papa. In den ersten Wochen nach der Geburt mag niemand an eine erneute Schwangerschaft denken. Doch Vorsicht: Trotz der alten Volksweisheit schützt stillen nicht vor einer erneuten Schwangerschaft.

Die Frau stillt ihren Säugling rund um die Uhr alle vier Stunden oder häufiger. Ruhepausen gibt es praktisch keine mehr. Dazu kommt zusätzlich die Rundumversorgung der Familie: Einkaufen, kochen, putzen, waschen. Das Resultat: Die meisten der Frauen sind schnell völlig übernächtigt und am Ende ihrer Kräfte. Zudem machen sich oft noch schmerzende Geburtsverletzungen und die durch das Stillen relativ trockenen Scheidenschleimhäute bemerkbar, was bei der Frau jeglichen Gedanken an Erotik im Keim erstickt. Spätestens wenn Mann und Frau ihre sexuelle Aktivität wieder aufleben lassen, sollte aber an Verhütung gedacht werden.
Während des etwa vier- bis sechswöchigen Wochenflusses sollte noch nicht mit dem Partner geschlafen werden, da der Wochenfluss krankheitserregende Bakterien enthalten kann.
Der Zeitpunkt der ersten Menstruation nach einer Schwangerschaft ist individuell und sehr unterschiedlich: In der Regel tritt die erste Blutung zwischen der 6. und der 24. Woche nach der Geburt ein. Bereits drei Wochen nach dem freudigen Ereignis besteht die Möglichkeit eines Eisprungs - auch wenn die Monatsblutung noch nicht wieder eingesetzt hat.
Während der Stillzeit gelten besondere Regeln, was die Wahl der Verhütung betrifft. Insbesondere darf die Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft nicht mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit des Neugeborenen erkauft werden. Falls Hormone benützt werden, sollen deshalb während des Stillens nur Gestagen-haltige Präparate verwendet werden. Das Gestagen geht bei modernen Produkten nur in geringen Mengen in die Muttermilch über, was für den Säugling nach heutigem Wissensstand kein Gesundheitsrisiko darstellt.
Die Minipille enthält einzig ein Gelbkörperhormon (Gestagen). Sie muss täglich und ohne Pause eingenommen werden. Eine erste Einnahme ist vier Wochen nach der Geburt möglich. Vorteil: Die Minipille kann jederzeit wieder abgesetzt werden. Nachteil: Die Frau muss täglich daran denken, sie stets zur selben Zeit einzunehmen. Erfolgt die Einnahme nicht auf drei Stunden genau, ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.
Die Dreimonatsspritze enthält ein lang wirkendes Gelbkörperhormon, das alle drei Monate in den Gesäßmuskel gespritzt wird. Kann zwei Monate nach der Geburt angewendet werden. Vorteil: Die Dreimonatsspritze bietet eine hohe empfängnisverhütende Sicherheit. Nachteil: Viele Frauen klagen über Gewichtszunahme oder Blutungsprobleme. Nach Absetzen kann es mehrere Monate dauern, bis sich wieder ein normaler Zyklus einstellt. Zudem sollte bei länger dauernder Anwendung die Knochendichte kontrolliert werden.
Das Hormonimplantat wird unter die Oberarmhaut gelegt und garantiert rund drei Jahre lang Schutz. Vorteil: Die Frau muss über eine lange Zeit nicht an die Verhütung denken. Nachteil: Das Implantat muss mittels einer Operation wieder entfernt werden.
Die Hormonspirale gibt als Einlage in die Gebärmutter langsam und gleichmäßig minimale Mengen eines Gelbkörperhormons ab. Ist nach der Rückbildung der Gebärmutter möglich. Vorteil: Sehr zuverlässiger Schutz. Deutlich tieferer Hormonspiegel im Blut als bei anderen hormonellen Methoden. Fruchtbarkeit nach Entfernung der Hormonspirale nicht beeinträchtigt. Nachteil: Das Einlegen kann etwas schmerzen.
Bei den nicht-hormonellen Methoden gilt die Kupferspirale als sichere, hormonfreie Verhütung über eine Zeit von drei bis fünf Jahren. Sie wirkt, indem sie als mechanisches Hindernis in der Gebärmutter das Ei beim Einnisten stört und eine leichte Entzündung der Gebärmutterschleimhaut provoziert. Sie kann nach der Rückbildung angewendet werden. Vorteil: Hormonfrei, sehr sicher. Nachteil: Die leichte Entzündung in der Gebärmutterschleimhaut kann zu längeren, stärkeren und schmerzhafteren Blutungen führen.
Als eher unsicher gelten das Kondom als einfache, kostengünstige und für den Säugling garantiert unschädliche Verhütungsmethode, und die Temperaturmessmethode.
Aber vielleicht müssen sich Frau und natürlich Mann gar nicht so große Gedanken um das Thema Verhütung nach der Geburt machen, denn eine Studie der amerikanischen »National Sleep Foundation« besagt, dass die Lust auf Liebe bei jungen Eltern oft wegen zu großer Müdigkeit untergeht. Für den überwiegenden Teil der befragten 1500 Männer und Frauen war Schlafmangel der Lustkiller Nummer 1.

Artikel vom 01.07.2005