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Die Praktiker legen gleich los

Neue im Kabinett sorgen für Gesprächsstoff - Ministerin Sommer im Interview

Von Reinhard Brockmann
und Manfred Mattheisen
Düsseldorf/Bielefeld (WB). »Überraschungsministerin« Barbara Sommer und zehn Kollegen erhalten heute um 10.30 Uhr ihre Ernennungsurkunden. Schon gestern gab die Bielefelderin dem WESTFALEN-BLATT ein erstes Interview.
Stukenbrock 1999: Jürgen Rüttgers (r.) und seine Mitbewerber um den CDU-Landesvorsitz stellen sich der Mitgliederbefragung: Der Wahlsieger hat Christa Thoben und Helmut Linssen ins Kabinett geholt.

»Nah dran sein« heißt das Muster, aus dem sich das neue Kabinett von Jürgen Rüttgers überwiegend zusammensetzt: ein Bauer als Landwirtschaftsminister, ein gelernter Maschinenschlosser als Arbeitsminister, eine Lehrerin als Schulministerin, eine Richterin als Justizministerin.
Das gefällt sowohl den Juristen als auch den Pädagogen im Land. Der bürgerliche VBE, sonst durchaus kritisch mit der CDU, lobt: »Ein wichtiges und richtiges Signal, dass eine Fachfrau aus dem Grundschulbereich das Amt der Schulministerin übernommen hat«, frohlockte Landesvorsitzender Udo Beckmann. Nicht minder gute Noten stellte Ursula Doppmeier, stellvertretende CDU-Bezirkschefin und Realschullehrerin, aus: Frau Sommer habe stets teamorientiert gearbeitet und die feste Überzeugung, dass Schule in Deutschland gelingen könne.
Landrat Sven-Georg Adenauer, Gütersloh, ist überzeugt, dass seine bisherige Schulrätin »die richtige Frau am richtigen Platz ist«. Er könne Rüttgers zu dieser Entscheidung nur gratulieren.
Für den NRW-Chef verfügt die 56-Jährige »über den notwendigen Biss«. Als Vorbild, hieß es in Düsseldorf, könnte dem Landesvater die niedersächsische Familienministerin Ursula von der Leyen vorgeschwebt haben, die das Gesundheitsministerin als Ärztin und Mutter von sieben Kindern führt.
Sommer selbst wertet ihre neue Aufgabe als ein »großes Geschenk«, die Erfahrungen aus der Praxis nun politisch umsetzen zu können. Vor dem »riesengroßen Problemberg«, den es abzutragen gelte, fürchtet sie sich nicht: »Wir werden die Dinge behutsam angehen. Es wird keinen Erdrutsch geben, aber es ist keine Frage: Der Berg muss weg.«
Noch heute wird sie von der Staatskanzlei gleich ins Ministerium fahren, um sich auf einer Personalversammlung vorzustellen. »Es soll ganz klar sein, dass die Arbeit sofort beginnt und nicht erst nach dem Wochenende.« Eine programmatische Rede gäbe es noch nicht, es sei aber gut, wenn die Menschen sähen, »wer die Neue denn nun ist«.

Artikel vom 24.06.2005