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Solvay nimmt
sich Girindus

Angebot an Minderheitsaktionäre

Von Klaus-Peter Schillig
Halle-Künsebeck/Hannover(WB). Die Girindus AG mit Haupt-Produktionsstandort im westfälischen Halle wechselt in neue Hände. Die deutsche Tochter des internationalen Solvay-Konzerns hat den Aktionären ein Übernahme-Angebot gemacht.
Standortleiter und Chemiker Dr. Alfred Olbrich baut auf ein hochqualifiziertes Team. Foto: Schillig
Sieben Euro pro Stückaktie will der Pharma- und Chemie-Riese mit Sitz in Brüssel und weltweit 30 000 Beschäftigten den jetzigen Anteilseignern zahlen. 35,54 Prozent des Grundkapitals ist ihm bereits sicher, denn die Hauptaktionäre Fritz und Robert Link sowie ihre Familien haben dem Verkauf ihrer Anteile bereits zugestimmt. Die Aktie hat nach der ersten Übernahme-Ankündigung durch die Solvay Organics GmbH innerhalb weniger Stunden um 19 Prozent zugelegt, stieg von Mittwoch Abend bis gestern Vormittag von 5,80 auf 6,90 Euro.
Girindus wurde 1975 von Fritz Link als Handelshaus für pharmazeutische Wirkstoffe gegründet. 1999 stieg das Unternehmen selbst in die Produktion ein, kaufte dafür ein Gebäude der damaligen Asta Pharma in Halle. Schon zwei Jahre später übernahm die Girindus AG, die ihre Verwaltung in Bensberg im Rheinland unterhält, eine Pilotanlage des amerikanischen Pharma-Riesen Aventis. Seitdem gehört Girindus weltweit zu den vier führenden Anbietern der so genannten »Oligonukleotide«. Die gelten als Hoffnungsträger für viele unheilbare Krankheiten, weil sie nicht die Symptome bekämpfen, sondern schon die »Messenger RNA«, also die Botenstoffe, die die Krankheit erst zum Ausbruch kommen lassen.
Die gewinnversprechenden Zukunftsaussichten des Wirkstoffs, die positive Entwicklung bei Girindus insgesamt und die hochqualifizierten Mitarbeiter haben das mittelständische Unternehmen, an der Börse im so genannten »Prime Segment« notiert, zu einem potentiellen Übernahme-Kandidaten gemacht. 140 Mitarbeiter beschäftigt Girindus weltweit, davon 74 allein in Halle. Im Geschäftsbericht für 2003 war ein Umsatzerlös von 31,5 Millionen Euro ausgewiesen.
Auch bei der gestrigen Hauptversammlung des Unternehmens in Bensberg blieb allerdings die Frage offen, ob Solvay die bisherigen Standorte erhalten wird. Präzisere Auskünfte über die künftige Struktur könne man noch nicht geben, äußerte gestern eine Unternehmenssprecherin. Die Chancen auf den Erhalt der Produktionsstätten stehen allerdings gut, denn nur in Halle und Cincinnati hat Girindus die technischen Möglichkeiten, Oligonukleotide in großem Maßstab herzustellen.

Artikel vom 24.06.2005