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Ein Gymnasium wie ein Ufo

Tag der Architektur in NRW: 512 Objekte stehen Besuchern offen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Im Gymnasium Steinhagen (Kreis Gütersloh) geht es rund. Mit seiner kreisförmigen Gestalt sprengt die Schule das Gewohnte und gehört zu den 512 Gebäuden, die beim »Tag der Architektur in NRW« im Mittelpunkt stehen.

Unter dem Motto »Raum erleben« präsentieren am Samstag und Sonntag Architekten und Stadtplaner ihre Arbeiten. Objekte in 177 Städten und Gemeinden zeugen davon, dass sich Schönheit und Funktionalität nicht ausschließen müssen. »Wir laden alle Interessierten ein, Architektur hautnah zu erleben«, wirbt der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch.
Ostwestfalen-Lippe ist mit 62 Gebäuden vertreten: Die Palette reicht von der Aufbahrungshalle an der Gräfte in Herzebrock-Clarholz über das Arbeitstherapiezentrum Espelkamp (Präsens-Ernst-Wilm-Straße) und das 3-Liter-Solar-Aktivhaus in Hövelhof (Am Biotop 4) bis zum kombinierten Ärzte- und Geschäftshaus in Delbrück (Lange Straße) und der zum Einfamilienhaus ausgebauten Scheune in Höxter (Im Grabe 2). Dem »Bauen im Bestand«, also der Erweiterung und Renovierung komme wachsende Bedeutung bei, betont die Architektenkammer.
Außerdem legten Bauherren Wert aufs Energiesparen. Eine Familie in Kleve habe es in ihrem »Plusenergiehaus« geschafft, mit Hilfe von Photovoltaikanlagen, Solarkollektoren und Erdwärmesystem mehr Energie zu produzieren, als die drei Generationen unter einem Dach verbrauchen.
Dank moderner Technik wird Wohnen »intelligent«: per Fingerabdruck wird die Haustür geöffnet, ein kleines Display zeigt an, ob alle Fenster geschlossen sind, wenn der Hausherr zur Arbeit oder in den Urlaub fährt. Neben Wohnhäusern, Büro- und Verwaltungsgebäuden zeugen 30 Gärten, Parks und Grünanlagen von der Kreativität der Gestalter und der Harmonie mit der Natur. Die Architekten Andreas Knirr und Burghard Pittig in Essen verstehen das Gymnasium in Steinhagen (Am Consbruch 1) pathetisch als »Symbiose von Lernort und Landschaft«. Das Gebäude mit der kreisförmigen Hülle ist in die Feld- und Wiesenlandschaft mit heimischen Gehölzen und Sträuchern eingebettet, der Schulgarten direkt an die naturwissenschaftlichen Fachräume angebunden.
Im Zentrum des ufo-ähnlichen Gymnasiums liegt das Atrium mit Eingangs- und Pausenhalle als Ort der Begegnung und Ausgangspunkt für Unterricht und Exkursionen. Morgen steht das Gymnasium (750 Schüler) von 10 bis 18 Uhr Besuchern offen, die Architekten erläutern ihr Konzept. Die Adressen aller 512 hervorgehobenen Gebäude hat die Architektenkammer im Internet auf der Seite »www.aknw.de« aufgelistet. 2004 ließen sich 28 000 Personen über neue Architektur informieren.

Artikel vom 24.06.2005