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Verein forderte Schutzgeld

Zahlungsunwilligen »Sponsoren« Gewalt angedroht

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Sie trugen schwarze Sonnenbrillen und schwarze Kleidung, sie fuhren in schwarzen Limousinen vor: Die Männer des Bielefelder Sportvereins »Olymp« traten in Manier der Russen-Mafia martialisch auf und drohten Geschäftsleuten unverhohlen mit Gewalt.

Seit gestern sitzen vier Deutschrussen deshalb vor dem Bielefelder Landgericht. Der Versuch der Verteidigung, den Prozess zu torpedieren, schlug zu Beginn des auf 30 Tage angesetzten Verfahrens fehl: Die Rechtsanwälte der vier Angeklagten Eduard N. (32), Witali S. (31), Eugen P. (35) und Watscheslaw H. (29) hatten vergeblich argumentiert, Protokolle der Telefonüberwachungen seien mangelhaft und nur auszugsweise oder falsch übersetzt.
Der Verein »Olymp« war 2003 in Bielefeld mit großem Pomp aus der Taufe gehoben worden. Ziel sollte die »Förderung und Integration junger Sportler« vornehmlich aus den Staaten der russischen Föderation sein. Hinter dem Deckmantel verbarg sich nach Erkenntnissen von Staatsanwältin Sabine Schröder ein Instrument schierer Gewalt: Ihre Anklageschrift listet allein aus einem Jahr 13 Fälle von Schutzgelderpressung und Geldeintreiberei auf, die von zwei »Olymp«-Chefs mit der tatkräftigen Unterstützung von zwei Bodygards aus der Türsteherszene durchgeführt wurden.
Geschäftsleuten in Bielefeld, Lippe und Osnabrück wurde unmissverständlich nahegelegt, sich als »Sponsoren« für das »Boxteam« des Vereins »Olymp« zu betätigen. Falls sie sich weigerten, wurde massive Gewalt angekündigt. Die »Grenzen nach Osten« seien offen, hieß es. »Ohne uns geht in Bielefeld nichts mehr«, tönten die Russen-Mafiosi, denn: »Wir sind Bielefeld.«
Nur selten jedoch führte die massive Einschüchterung auch zum Erfolg: Zahlungsbereit waren zumindest einige säumige Schuldner eines BMW-Autohauses in der Region.
Der Junior-Chef des Unternehmens hatte außenstehende Zahlungen nach Erkenntnissen der Staatsanwältin kompromisslos eingefordert: »Sonst kommt die Russen-Mafia . . .«

Artikel vom 24.06.2005