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Ein paar Momente für die Ewigkeit

Joe Jackson und Todd Rundgren

Bielefeld (Rga). Zeitlose Kunst oder - in diesem Falle der Blues -Êkann nur von echten Künstlern zelebriert werden, die sich abseits aller Trends durch Beständigkeit auszeichnen. Künstlern wie Joe Jackson oder auch Todd Rundgren sieht man förmlich an, dass sie ihre Musik nicht in irgendeinen Zeitgeist eingebettet sehen wollen. Ihre Musik ist einfach da, und bleibt!

Mit viel Pathos in der Stimme und kargen, aber ausgefeilten Arrangements zelebriert Joe Jackson beim Konzert im Ringlokschuppen seine Piano-Balladen. Titel wie »Steppin« out« und zeitlose Alben, sowohl solo als auch mit der legänderen Joe Jackson-Band, haben ihm bis heute eine kleine, dafür aber treue Fangemeinde erhalten. In Kooperation mit seinem Freund Todd Rundgren begeisterte der studierte Musiker das dreihundert Mann starke Publikum, und das, obwohl die Rahmenbedingungen mehr als ungeeignet waren.
Blues, sei er nun mittels Piano oder Gitarre vorgetragen, benötigte seit jeher eine äußerst dichte Atmosphäre, um sich entfalten zu können. Also nicht unbedingt eine große Halle, die angesichts der kargen Bestuhlung und der recht überschaubaren Gemeinde fast schon karg wirkte. Die mehr als zwanzig-minütige Pause nach gerade einmal etwas mehr als einer halben Stunde Joe Jackson tat ihr übriges, um diesem Abend eine echte Chance auf ein intensives, atmosphärisches Blues-Erlebnis zu geben. »Wie eine Kirche« lautete das vielleicht nicht ganz treffende Fazit eines Todd Rundgren, der allein mit seiner Gitarre performend in dieser Tristesse ein wenig verloren wirkte.
Insbesondere aber die Songs von Joe Jackson samt ihrer ausgefeilten Rhythmusvariationen waren ein Hörgenuss. Das dezente Spiel mit dem Publikum sorgte für gelegentliche Auflockerung. Die kurzen Geschichten zu den Liedern, die mal die Unbeschwertheit des Lebens in der Großstadt oder Fragen über das Ende einer Liebesnacht thematisierten, gaben viel von der reflektierenden Sichtweise dieses nach wie vor nicht verbrauchten Künstlers preis. Eine kleine, verrauchte Spelunke wäre vielleicht der bessere Ort für die älteren, aber gestandenen Herren gewesen. Nichtsdestotrotz bringen die Blues-Veteranen natürlich ihren eigenen Charme mit, und füllen jeden Abend, an dem sie ihre große Kunst darbieten, mit ein paar Momenten für die Ewigkeit.

Artikel vom 24.06.2005