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Juristen sind auch gesellig

Jubiläums-Festakt und Empfang des Anwaltvereins in der Universität

Bielefeld (uko). Mit einer Diskussionsveranstaltung in der Universität und anschließendem Empfang feierte gestern der Anwaltverein Bielefeld sein 125-jähriges Bestehen. Vorsitzender Klaus Heise begrüßte dazu als Gäste unter anderen den Dekan der Fakultät für Rechtswissenschaft, Prof. Dr. Detlef Kleindiek, Landgerichtspräsident Uwe Jürgens und Hartmut Kilger, Präsident des Deutschen Anwaltvereins.

Kleindiek und Jürgens würdigten in ihren Grußworten die Arbeit des Vereins, Präsident Hartmut Kilger warf hingegen in seinem Festvortrag einen Blick nach vorn. Er sprach zum Thema »Die Anwaltschaft im 21. Jahrhundert - Perspektiven für die Zukunft«.
Zur Wahrung, Pflege und Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Belange der heimischen Anwaltschaft fühlt sich der Anwaltverein Bielefeld verpflichtet. So steht es in der Satzung, die allerdings mit Anzahl der Jubiläumsjahre noch nicht ganz Schritt hält: Das Gründerjahr des Anwaltvereins Bielefeld ist auf 1880 datiert, eine geschäftliche Grundlage des eingetragenen Vereins indes gibt es erst seit 1965.
Über die Vereinsgeschichte bis zur Zwangsauflösung im Jahr 1934 gibt es keine Unterlagen mehr. Erster Vorsitzender der Vereinigung war der Justizrat Semler. Erst ab 1966, die Satzung war exakt im Jahr zuvor beschlossene Sache, wurde die Reihe der Vorsitzenden mit Rechtsanwalt Hans Grohmann nominell fortgeführt. Nach seinem Tod trat dieses Amt Dr. Georg Rössler 1967 an, bevor 1986 Klaus Heise dessen Nachfolger bis heute wurde.
Der Anwaltverein ist nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgerichtet, er soll demgegenüber den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Vereinsmitglieder anstreben. Dieses Ziel wurde in den Jahrzehnten nach der Neugründung durch gesellige Veranstaltungen verfolgt. In den 80er Jahren hatten die bis dato jährlich durchgeführten Juristenbälle nicht mehr die erforderliche Resonanz, dafür gab es gemeinsame Wanderungen und Theaterbesuche mit Richtern und Staatsanwälten.
Seit der Gründung der Universität führte der Anwaltverein gemeinsam mit der neu eingerichteten juristischen Fakultät regelmäßig die Praktikerseminare durch. 1990 wurde dann mit dem Institut für Rechtsgestaltung, Steuern und Recht der rechts- und wirtschaftsberatenden Berufe der Universität Bielefeld der Bielefelder Kompaktkurs für Anwalts- und Notarsrecht aus der Taufe gehoben. Den zahlreichen Studenten, Referendaren und Assessoren, die an den Vorbereitungskursen für den Anwaltsberuf teilnahmen, wurde durch die Vermittlung praktischer Kenntnisse aus dem Kanzleialltag der Berufseinstieg wesentlich erleichtert werden.
Im Jahr 1991 wurde dann eine Patenschaft mit dem Potsdamer Anwaltverein begründet. Vereinsmitglieder aus Bielefeld vermittelten Kollegen aus Potsdam nach der Vereinigung der deutschen Staaten Informationen über das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Drei Jahre später schließlich war der Anwaltverein Bielefeld Ausrichter und Gastgeber der Jahresversammlung des Deutschen Anwaltvereins (DAV). Zahlreiche Fachtagungen und ein buntes Rahmenprogramm wurden für etwa 1000 Teilnehmer angeboten.
Zwei Jahre darauf wurde erstmals das nun schon traditionelle Neujahrstreffen des Anwaltvereins ausgerichtet. Inzwischen nehmen jährlich Gäste der Richter- und Staatsanwaltschaft sowie der Universität die Gelegenheit zum Meinungsaustausch mit den Rechtsanwälten wahr.
Eine Berufsbildungsbörse für Schüler wird seit 1997 mit eigenen Informationen unterstützt und seit 2000 gibt es auch einen Anwaltsnotdienst in Strafsachen (Telefon 0521/1368586). Der Anwaltverein ist Mitglied im Landesverband Nordrhein-Westfalen des Deutschen Anwaltvereins. Mitglied kann jeder Rechtsanwalt und Notar werden, der in die Liste der Amtsgerichte Bielefeld und Halle eingetragen ist.

Artikel vom 24.06.2005