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Eine Nische finden


Studieren und probieren - passt das heute noch zusammen? Es könnte, aber soll nicht. Was auch immer ein junger Mensch heute macht, es soll massenhaft und doch zielgerichtet erfolgen. Angehende Akademiker können davon ein Lied singen: Mehr Fremdsprachen, mehr Auslandsaufenthalte, mehr Praktika werden - ja, mit welcher Berechtigung eigentlich? - von ihnen gefordert. Mit Struktur, versteht sich. Politik und Wirtschaft wollen qualifizierten Nachwuchs, die Studenten selbst letztlich einen Arbeitsplatz. Kein Frage: Beide Motive sind nachvollziehbar. Aber führt der Weg über Sprachen, von denen die Freundin schwärmt, über Seminare, die »alle« besuchen, weil der Professor so bekannt ist, über Praktika, die dem Namen nach gut im Lebenslauf klingen? Ja, sofern das Ziel eine uniforme Generation ist. Ohne Mut, ohne Entscheidungsfreude und irgendwie auch ohne Spaß. Das kann keiner so recht wollen, und deshalb sollten einige Vorstellungen aktualisiert werden. Wer sich und seinen Interessen treu beleibt, der muss nicht als Langzeitstudent enden. Der kann seine Nische finden. Eine kleine auf das Gesamtsystem bezogen. Aber doch irgendwie eine tragende.

Artikel vom 05.07.2005