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Anders zu sein,
ist doch etwas
ganz Normales

Rektorin Vohmann förderte Integration

Von Michael Schläger
Schildesche (WB). In den Lehrerberuf ist Ulrike Vohmann (61) auf Umwegen gekommen. Aber die etwas andere Sicht der Dinge hat ihr vermutlich auch geholfen, Bielefelds Bildungslandschaft um einige Facetten zu bereichern. Am 1. Juli wird die Leiterin der Eichendorffschule in den Ruhestand verabschiedet.

Geboren in Lüdenscheid und aufgewachsen in Remscheid, absolvierte die heutige Rektorin zunächst eine Krankenschwesterausbildung. Als ihre beiden Kinder auf die Welt kamen und die Familie ein weiteres Kind adoptierte, erwarb sie ein Montessori-Diplom. Pflegeausbildung und Diplom erlaubten ihr, nach dem Umzug der Familie von 1974 an als Erzieherin an der gerade gegründeten Laborschule zu arbeiten.
»Die Arbeit hat mir viel Freude gemacht«, erzählt Ulrike Vohmann. In dieser Zeit wuchs auch ihr Wunsch, Pädagogik zu studieren. Ulrike Vohmann wurde Grundschullehrerin, unterrichtete zunächst in Jöllenbeck, anschließend an der Sudbrackschule.
Damals gab es auch die ersten Bemühungen, behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten. Sie setzte das Konzept in ihrer Klasse um. Als sich an der Eichendorffschule ein Schwerpunkt für den integrativen Unterricht bildete, wechselte sie dort hin und wurde schließlich 1996 Rektorin der Schule.
»Alle profitieren von dem gemeinsamen Unterricht«, sagt Ulrike Vohmann heute. Die behinderten Kinder, die oft große Fortschritte machten, und die nichtbehinderten, die lernen, dass Anderssein etwas ganz Normales ist.
Auch bei der Einführung einer neuen Schuleingangsphase, in der die Kinder der ersten beiden Schuljahre gemeinsam unterrichtet werden, war die Eichendorffschule Vorreiter. Ulrike Vohmann hat sich dafür eingesetzt, dass das Konzept auf die ersten drei Schuljahre ausgedehnt wurde. Inzwischen hat auch der offene Ganztagesbetrieb in der Schule an der Weihestraße Einzug gehalten. All das sei nur möglich gewesen, weil sie sich auf ihr Kollegium stets verlassen konnte. »Alle haben mitgezogen.«
Jetzt freut sich Ulrike Vohmann auf den Ruhestand und hat sich vorgenommen, mit ihrem Mann auf eine mehrmonatige Reise zu gehen; beide möchten Australien und Neuseeland kennenlernen. Am 1. Juli wird sie sich von 9.30 Uhr an zunächst von Kindern und Eltern verabschieden, der offizielle Teil schließt sich um 11 Uhr an.

Artikel vom 28.06.2005