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Angst geht um auf den Baustellen

Opfer vermuten »Sabotage« - Polizei sucht weiter nach dem Schläger


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Jöllenbeck (WB). Die Angst geht um auf Bielefelds Baustellen. Die Angst vor Saboteuren, die Maschinen beschädigen und sogar Menschen bedrohen. Jüngster Anlass: der Überfall im Neubaugebiet Böckmannsfeld in Jöllenbeck (wir berichteten gestern). Dort richteten Unbekannte nicht nur Sachschaden in Höhe von 5000 Euro an. Auch wurde ein 41-jähriger Verputzer mit einer Wasserwaage krankenhausreif geschlagen.
»Er hat eine Schädelprellung erlitten, kein Gefühl mehr in den Fingern und fällt deshalb erstmal aus«, berichtet Stuckateur Jürgen Heutmann (36), der Montag früh mit seinem Kollegen festgestellt hatte, dass Schläuche und Kabel durchschnitten, Maschinen beschädigt waren. »Wir vermuten, dass die Konkurrenz am Werke war, weil wir qualitativ besser und zuverlässiger arbeiten«, so der Mitarbeiter der Schloß Holter Firma Milosek. 80 Prozent der Verputzfirmen in der Region litten unter Auftragsmangel.
»Alle haben zu kämpfen«, bestätigt Fredo Bartelheimer, Bauträger aus Enger-Pödinghausen. Insbesondere ausländische Beschäftigte seien - noch dazu zu günstigeren Preisen - auch am Wochenende auf den Baustellen zu finden, während ihre deutschen Kollegen laut jüngstem Tarifabschluss gerade mal bereit seien, eine Stunde pro Woche mehr fürs selbe Geld zu arbeiten.
Dass der Konkurrenzkampf unter den Betrieben in Bielefeld kriminelle Ausmaße annimmt, hält Erster Kriminalhauptkommissar Eberhard Burre, Leiter des Kriminalkommissariats Nord, noch für »Kaffeesatzleserei«. Jürgen Kampmann, stellvertretender Obermeister der Baugewerbe-Innung, verurteilte den Jöllenbecker Vorfall aufs Schärfste und meinte, es dürfte trotz verschärften Wettbewerbs nicht zu solchen Auswüchsen kommen. Kampmann: »Unter vernünftigen Handwerkskollegen prügelt man sich nicht.«

Artikel vom 23.06.2005