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»Die richtige
Frau an der
richtigen Stelle«

Barbara Sommer Schulministerin

Von Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Die Anfrage aus Düsseldorf, ob Sie Schulministerin im Kabinett von Jürgen Rüttgers werden wolle, hat Barbara Sommer (56) überrascht. Ihre Entscheidung fiel aber rasch: »Es ist ein großes Geschenk, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.«

Gestern hat die Schulrätin des Kreises Gütersloh, die mit ihrer Familie in Bielefeld lebt, im Amt Akten geordnet, heute erhält sie um 10.30 Uhr in der Staatskanzlei aus der Hand des NRW-Ministerpräsidenten die Ernennungsurkunde zur Landesschulministerin. Und macht sich dann sofort auf zu ihrer neuen Wirkungsstätte: »Ich werde mich auf einer Personalversammlung im Ministerium vorstellen. Die Arbeit geht sofort los und nicht erst nach dem Wochenende.«
Barbara Sommer, Ehefrau des Unternehmers und IHK-Präsidenten Herbert Sommer und Mutter von fünf Kindern, verfügt über vieljährige berufliche Erfahrung. Nach Abitur am Ceci und Pädagogikstudium in Saarbrücken arbeitete die gebürtige Bielefelderin an Grundschulen und einer Sonderschule, ehe sie 1982 als jüngste Rektorin der Stadt an die Josefschule berufen wurde. Zehn Jahre später wechselte sie in die Schulverwaltung, war als Schulrätin zunächst im Kreis Herford, seit 1995 im Kreis Gütersloh tätig.
Die praktische »Innensicht« will das CDU-Mitglied nun in die Politik einbringen. Frau Sommer weiß, dass ihr eine große Herausforderung bevorsteht. »Ich übernehme aber gern die Verantwortung und betrachte es als ein Geschenk, dass ich berufen worden bin.«
Es gelte, einen »riesengroßen Berg« abzubauen, sagt die neue Ministerin. Mit engagierter Arbeit und einer guten Mannschaft müsse es aber gelingen, die Dinge in den Griff zu bekommen. Hilfreich wird dabei ihr positives Denken sein: »Ich sehe nicht immer gleich 1003 Probleme vor mir.«
Kurz nach den Landtagswahlen am 22. Mai ahnte Frau Sommer, dass etwas im Busch sein könne. Jürgen Rüttgers bat den Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer um eine Beurteilung der Arbeit seiner Schulrätin. Und die fiel rundherum positiv aus.
»Frau Sommer ist die richtige Frau an der richtigen Stelle«, sagte Adenauer dem WESTFALEN-BLATT. Sie verfüge über ein großes Fachwissen, sei »unheimlich engagiert« und werde »ganz gewiss ein Gewinn für die Landesregierung sein«. Ihm gefalle die klare Sprache und Geradlinigkeit der neuen Ministerin. »Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und denkt nicht um drei Ecken.«
Die Bielefelder CDU hofft, dass Frau Sommer den Kreisparteitag am kommenden Montag besuchen wird. »Wir haben sie sofort eingeladen«, sagt Vorsitzender Marcus Kleinkes. Mit der Gratulation zu ihrer Berufung verbindet der CDU-Chef die Hoffnung, »dass unsere Kinder an nordrhein-westfälischen Schulen wieder so lernen können, dass sie in der Zukunft wettbewerbsfähig sind.«
Der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Lux freut sich, »dass eine kompetente Frau aus Bielefeld das Schulministerium führt, in dem es viel zu tun gibt.« Neben der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit stehe das Thema Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen obenan
Barbara Sommer muss nun ihren Alltag neu organisieren. Während der Woche wird sie in der Landeshauptstadt wohnen, nur am Wochenende ins heimatliche Bielefeld kommen: »Ich muss den Kopf frei haben und will mich ganz auf die neue Aufgabe konzentrieren.«
Ehemann Herbert und die Kinder - Daniel, Friederike und Frederik sind schon im Studium, Peter und Nora besuchen das Gymnasium -, freuen sich über die Berufung. »Die beiden Jüngsten hatten zwar Bedenken und meinten, 'hoffentlich mögen uns die Lehrer noch, wenn du irgendwelche Entscheidungen triffst'«, lächelt Barbara Sommer, ihre Bewertung hätten sie aber mit dem Superlativ der Jugend ausgedrückt: »Krass, Mama!«

Artikel vom 24.06.2005