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Missklänge vor
dem Abschied

Karl Moik fühlt sich abserviert

Von Carsten Rave
Hamburg (dpa). Das Gespräch dauerte etwas mehr als 60 Minuten. »Zunächst eine Stunde allgemeines Geplauder, dann kamen die Herren zur Sache«, beschreibt Karl Moik, und ist dabei ziemlich sauer.
Karl Moik muss seinen Platz räumen. Foto: dpa
In einem Salzburger Restaurant hätten ihm, so der gestandene Volksmusik-Moderator weiter, Thomas Jansing, Unterhaltungschef beim Bayerischen Rundfunk, und sein Kollege Edgar Böhm vom Österreichischen ORF dann am Dienstag klargemacht, dass für ihn beim ARD-»Musikantenstadl« nach 25 Jahren das Ende gekommen sei. Am 31. Dezember wird der 67-Jährige, wie gestern berichtet, die letzte Ausgabe moderieren.
»Wir müssen immer wieder die Formate auf Inhalte und Moderatoren überprüfen«, sagt ARD-Unterhaltungskoordinatorin Verena Kulenkampff dazu. Es gebe auch hinsichtlich des Alters Grenzen. »Im Falle Karl Moik, der im vergangenen Jahr sehr krank war, hatten wir sogar eine Art Schutzhaltung wahrzunehmen.«
BR-Kollege Jansing sagt, die ARD-Sender stünden in der Pflicht, Verjüngungen vorzunehmen, »sonst würden wir Vorwürfe ernten, wenn wir es nicht täten.« Der BR plant nun, den »Musikantenstadl« fortzusetzen, auf der Liste der in Frage kommenden Moderatoren stehen laut Jansing insgesamt zehn Namen, darunter auch Stefan Mross (29).
Moik möchte allerdings nicht, dass die Sendung nach seinem Abschied mit dem »Silvesterstadl« in Klagenfurt fortgesetzt wird. »Das wäre unklug. Die ARD sollte ein neues Format entwickeln mit einem neuen Moderator, der neue Ideen einbringt.« Er habe angeboten, zwei weitere Jahre dranzuhängen. »Mir wurde aber vorgeschlagen, mit dem 25. Geburtstag der Sendung im März 2006 aufzuhören. Das habe ich nicht akzeptiert, weil Jubiläumssendungen peinlich sind.«
Sauer ist Moik vor allem, weil beide Unterhaltungschefs ihn noch vor wenigen Tagen beim »Musikantenstadl« in Bozen getroffen und keine Andeutung gemacht hatten, »obwohl die Entscheidung schon länger feststand«, so Moik. »Geahnt habe ich es ja schon, nachdem immer wieder zu lesen war, dass die Sendung zu teuer sei ich zu alt sei - und niemand dies dementieren wollte.«

Artikel vom 23.06.2005