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Kiefer bucht das Match
gegen Unbesiegbaren

Auch Mayer weiter - Klaschka verpasst Überraschung

London (dpa). Dem Pech von Thomas Haas haben Nicolas Kiefer und Florian Mayer einen Glückstag folgen lassen.

Als der Unglücksrabe gestern Wimbledon zur Behandlung seines Bänderanrisses im rechten Fußgelenk verlassen hatte, schaffte der Hannoveraner durch ein 6:3, 7:5, 6:3 gegen den Italiener Alessio di Mauro erstmals seit drei Jahren wieder den Sprung in die dritte Runde und buchte für morgen die knifflige Aufgabe gegen Titelverteidiger Roger Federer. »Das ist 2005 das absolute Highlight«, sagte Kiefer. »Etwas Besseres kann mir gar nicht passieren.«
Auf Vorjahres-Viertelfinalist Mayer wartet nach seinem 7:6 (8:6), 7:5, 6:3 gegen Fernando Verdasco die vermeintlich lösbarere Aufgabe. In Juan Carlos Ferrero trifft er zum dritten Mal nacheinander auf einen Spanier, der sich auf Gras allerdings nicht besonders wohl fühlt. Der Bayreuther freilich benötigte gegen Verdasco auch Glück, um die zweite Hürde mit Kampf und viel Krampf zu überspringen. Das kann ihm und Kiefer nur noch Alexander Popp als Dritter der vierzehn gestarteten deutschen Tennisprofis gleichtun, wenn er heute Wayne Arthurs (Australien) schlägt.
An einer Sensation schnupperte die einzige in Runde zwei vorgedrungene deutsche Dame Sabine Klaschka. Bei 4:2-Führung im dritten Satz hatte die 24-jährige Debütantin die 172 Plätze höher eingestufte Russin Jelena Dementjewa am Rande einer Niederlage. Doch als die Weltranglisten-Fünfte den Ernst der Lage erkannte, und Klaschka auf der anderen Seite immer müder wurde, kam sie nach zwei vergebenen Matchbällen zu einem 2:6, 6:3, 8:6-Erfolg.
So aussichtslos Kiefers Prüfung gegen Federer erscheinen mag, chancelos fühlt sich der Weltranglisten-26. nicht. »Ich weiß, dass Roger mein Spiel nicht liegt.« Zwar steht es im direkten Vergleich 4:3 für den zweimaligen Wimbledonsieger aus der Schweiz. Doch Kiefer hat vor drei Jahren in Halle bewiesen, dass er den Weltranglisten-Ersten auf Rasen schlagen kann. Allerdings hat sich der Eidgenosse im Jahr darauf im GWO-Finale gerächt und seither vor allem auf Gras ein beeindruckendes Niveau erreicht. Davon konnte sich der Tscheche Ivo Minar überzeugen, der beim 4:6, 4:6, 1:6 unterlegener war als es das Ergebnis aussagt.
»Auf Gras ist Kiefer nicht zu unterschätzen«, sagte Federer, der das bislang letzte Treffen im März auf Hartplatz in Indian Wells im Viertelfinale glatt in zwei Sätzen gewonnen hat. »Er schlägt gut auf und kommt konsequent ans Netz.« Federer hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass Kiefer gegen Nobody di Mauro verlieren könnte. Tatsächlich hatte der 27-jährige Italiener, der sein zweites Grand-Slam-Match bestritt und nur zwei seiner überhaupt erst acht Partien auf der ATP-Tour gewonnen hat, nur im zweiten Satz eine Minichance.
Die deutsche Pleitenserie setzte Lars Burgsmüller fort. Der Mülheimer unterlag Tomas Berdych in knapp 80 Minuten mit 3:6, 3:6, 1:6.
Gegen Guillermo Cañas läuft nach einer positiven Dopingprobe eine Ermittlung der Herren-Profivereinigung ATP. Dies gab der 27-Jährige, der offiziell wegen einer Handgelenksverletzung auf einen Start in Wimbledon verzichtet hatte, gestern bekannt. In einer vom argentinischen Tennis-Verband verbreiteten Mitteilung erklärte Cañas, er sei unglücklich über die Situation. Der Weltranglisten-Achte erklärte, er habe eine Gegenanalyse in Auftrag gegeben und versuche zu rekonstruieren, wie es zu der positiven Probe gekommen sei. »Ich weiß, dass ich unschuldig bin und von guten Menschen umgeben bin«, schrieb Cañas, der sein bislang letztes Spiel in Halle bestritten hatte.

Artikel vom 23.06.2005