23.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Monstertruck und Kinderwagen

Beim »Kampf der Motoren« kamen Zuschauer auf ihre Kosten

Von Carsten Borgmeier (Text und Foto)
Sieker (WB). Skurriler konnte es bei der Monstertruck-Show auf dem Parkplatz des Praktiker-Baumarktes kaum zugehen: Während Starakteur und Familienvater Mario Corteß (37) im Auto auf zwei Rädern balancierte, mit dem Motorrad meterweite Luftsprünge absolvierte und sonstige lebensgefährliche Kunststücke am laufenden Band produzierte, moderierte seine Ehefrau Katjana das kurzweilige Geschehen von einer kleinen Tribüne aus und kümmerte sich dabei um die erste wenige Monate alte Tochter Anna.

Eigentlich hätten das Babysitting doch mal die anderen beiden Kinder Tamara (9) und Michelle (5) übernehmen können, doch die gehörten mit zur Show, präsentierten den verblüfften Zuschauern Einlagen auf Motorrad und Squad. Etwa 100 Gäste sahen am Samstag den »Kampf der Motoren« an der Detmolder Straße. Und die Show lohnte sich: Auch wenn nicht jeder Stuntwagen sofort ansprang, die Musik aus den defekten Lautsprechern plötzlich weg war, einfach nicht alles perfekt war - die halsbrecherischen Manöver von Corteß und seinem Team mit zwei-, drei oder vierrädigen Fahrzeugen waren vom Allerfeinsten.
Dem altersschwachen Fuhrpark mit ausgemusterten, gelb lackierten Mercedes-Benz-Modellen, einem kantigen, verbeulten Chevrolet-Scottsdale-Jeep aus den 60-ern wollte man solche Belastungen eigentlich nicht mehr zumuten, doch Vollgas und Bremsen funktionierten einwandfrei. Wenn nach jeder dröhnenden, quietschenden Vorführung die Luft nach Benzin und Gummi roch, konnten die Zuschauer ihre staunenden Münder wieder schließen.
Ganz zum Ende der beinahe zweistündigen Show befuhr der Hauptakteur, ein Ford-Monstertruck, die Open-Air-»Manege« an der Detmolder Straße: Mindestens fünf Meter ragte das ganz in USA-Farben lackierte Auto in den Himmel, allein die Mähdrescher-Pneus sorgten für ehrfürchtige Blicke aus dem Publikum. Der satte, seidige Sound der Maschine liess einen voluminösen Achtzylinder mit einem Hubraum von jenseits sechs Litern vermuten.
Der »Kampf der Motoren« ist, wie Katjana Corteß am Rande des Geschehens bestätigte, auch ein Kampf ums Überleben der Artistenfamilie. Das »fahrende Volk«, besonders was den Motorsport betreffe, habe es immer schwerer, die Zuschauer in ausreichender Zahl für die Show zu begeistern. Zudem seien Streitereien mit Abwohnern wegen der Lärmbelästigung vorprogrammiert, so die Ehefrau von Ex-Junioren-Europameister Mario Corteß.

Artikel vom 23.06.2005