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Ehlebracht büßt
Großauftrag ein

Dennoch schwarze Zahlen erwartet

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld/Enger (WB). Der langjährige Patient Ehlebracht AG bleibt noch eine Zeit lang am Tropf der Banken. Die Kündigung eines Großauftrags, der dem Tochterunternehmen in Berlin monatlich eine Million Euro eingetragen hat, sorgt trotz großer Genesungsfortschritte für einen Rückschlag.

Der Großkunde, vermutlich BSH Bosch-Siemens, verlagert seine Hausgeräte-Fertigung bis Ende des Jahres von Berlin nach Polen. Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden Bernd Brinkmann ist es dem Engeraner Unternehmen bisher nicht gelungen, ausreichend Ersatzaufträge an Land zu ziehen. Gespräche mit dem Betriebsrat über Personalabbau in Berlin wurden bereits abgeschlossen.
Mit den anderen Anzeichen der Genesung zeigten sich die Ehlebracht-Aktionäre bei der gestrigen Hauptversammlung in der Bielefelder Stadthalle sehr zufrieden. Zum dritten Mal in Folge schloss ihr Unternehmen mit einem positiven Ergebnis ab. Zum Höhepunkt der Krise im Jahr 2000 erreichte der Verlust aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit 14,5 Millionen Euro. Bis 2004 drehte sich der operative Ertrag auf 4,2 Millionen Euro. Wegen des Rückschlags in Berlin geht Brinkmann für 2005 allerdings nur von etwa 2 Millionen Euro aus.
In den ersten fünf Monaten erzielte der auf Kunststoff-, Licht- und Möbelfunktions-Technik spezialisierte Konzern einen im Vergleich zum Vorjahr von 23,8 auf 24,3 Millionen Euro erhöhten Umsatz. Das operative Ergebnis stieg im gleichen Zeitraum von 1,5 auf 1,8 Millionen Euro. im Gesamtjahr wird der Umsatz von 58,4 auf voraussichtlich 50 Millionen Euro zurückgehen. Trotz ersten Kündigungen in Berlin beschäftigt Ehlebracht dank Personalaufbau im Ausland weiter 382 Mitarbeiter.
Ein Problem bildet nach wie vor die Verschuldung des Konzerns. Ende 2003 waren 11,6 Millionen Euro nicht durch Eigenkapital gedeckt. Diese Summe reduzierte sich bis Ende 2004 auf allerdings immer noch 8,7 Millionen Euro. Selbst die Vertreter der Aktionärsvereinigungen vermieden es deshalb, gestern das Wort »Dividende« nur in den Mund zu nehmen.
Lob gab es dagegen für das Engagement in der Volksrepublik China. In Shenzhen startete Ehlebracht Anfang des Jahres ein Joint venture, an dem die Ostwestfalen mit 70 Prozent beteiligt sind. Das Investitionsvolumen wird mit »unter einer Million Euro« beziffert. Schon im zweiten Halbjahr soll die Unternehmung die Gewinnschwelle überschreiten.

Artikel vom 22.06.2005