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Vergangenheit
ist im Museum
quicklebendig

Doppeljubiläum an »Osthusschule«

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Senne (WB). Ein vier Tonnen schwerer Findling, ausgebuddelt bei Kanalbauarbeiten in der Windflöte, ist neuestes Schmuckstück auf dem Gelände des Museums Osthusschule. Der »schwere Brocken« kam gerade rechtzeitig zum Doppeljubiläum: Freitag, 24. Juni und am Samstag, 25. Juni, wird das 110-jährige Bestehen der Osthusschule und das 10-jährige des Museums gefeiert.

Als dritte Gemeindeschule und zweiklassige Volksschule wurde die Osthusschule mit Lehrerwohnung 1895 gebaut, hatte bis 1968 Bestand, erfüllte im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte viele unterschiedliche Funktionen. Schon zu Schulzeiten reichten die Klassenräume kaum aus, von der Lehrerwohnung wurde ein Raum abgetrennt und der Schule zugeschlagen. Und als dann durch den Zuzug von Flüchtlingen, Vertriebenen und Aussiedlern die Bevölkerungs- und Schülerzahl in der damals noch selbstständigen Gemeinde Senne I »explodierten«, wurde 1964 ein Pavillon errichtet. Zu Hochzeiten gab es fünf Klassenzimmer, in denen 220 Schüler unterrichtet wurden.
1968 wurde aus der Volksschule eine Grundschule und mit der war 1970 Schluss, als die Kinder in die Grundheider Schule bzw. die Buschkampschule umsiedelten. Dann zogen in die Osthusschule für zwei Jahre die Mädchen und Jungen der ersten weiterführenden Schule in Senne, der Realschule, ein. Und als die dann zunächst in der Bahnhofschule ein neues Domizil fand, wurde 1973 aus der Osthusschule ein Jugendzentrum, 1992 wurden auch dessen Tore dort geschlossen. Überlegungen der Stadt, das Gebäude für Asylanten und Obdachlose zu nutzen, kamen Volker Menzel und Hans Schumacher zuvor.
Menzel brachte seine historische Schulsammlung ein, Schumacher als Ortsheimatpfleger das Heimatarchiv. Nach dreijähriger Vorbereitung und intensiven Instandsetzungsarbeiten eröffnete schließlich 1995 das Museum. »Wir mussten ohne öffentliche Zuschüsse auskommen, eine schwierige Zeit«, sagt Hans Schumacher, der stolz ist, »auf die beispiellose Erfolgsgeschichte des Museums«. Waren es im ersten Jahr nur einhundert Besucher, die sich gern in »Omas und Opas« Schulzeiten zurückversetzen ließen, schnellte die Besucherzahl im vergangenen Jahr auf rund 5 000 hoch. Ende 2 000 wurde der »Förderverein Museum Osthusschule« gegründet, der inzwischen fast 100 Mitglieder zählt.
Zu tun gab und gibt es immer wieder Neues. Ob es der Ausbau des Dachbodens für die bäuerliche Gerätesammlung war, der Ausbau der Gartenanlagen, der Abriss des Schulpavillons oder der 2001 (in diesem Jahre feierte die Bauernschaft Senne ihr 325-jähriges Jubiläum) begonnene Wiederaufbau der Fachwerkschule Oldentrup war, die Arbeit geht dem Förderverein nicht aus. Als nächstes steht die Renovierung der Toilettenanlagen an.
Stolz sind die ehrenamtlich Tätigen auf die Lesebuchsammlung mit fast 1 600 Exemplaren von 1828 bis zur Jetztzeit. »Nachschub bekommen wir immer wieder aus Bethel«, freut sich Wolfgang Schemel, der zusammen mit Dr. Volker Müller um diesen Bereich kümmert. Lukrativ ist ein Besuch im Museum Osthusschule für Schulklassen. Die können hier thematischen Unterricht von der Kaiser-, über Nazi- und Nachkriegszeit bis heute durchführen, aber auch viel über alte Schulbräuche erfahren - in einem historischen Klassenzimmer.
Zum Jubiläum fertig geworden ist auch die lesens- und sehenswerte umfassende Schulchronik, erarbeitet und gestaltet von Hans Schumacher, Volker Menzel, Hanna Wernitz, Marianne Otto und Hans Lohmann. Zum Jubiläum gibt es kein großes »Brimborium«: am Freitag, 24. Juni treffen sich um 15 Uhr Ehemalige der Schule »ab 70« und am Samstag, 25. Juni, gibt es von 11 bis 18 Uhr einen Tag der offenen Tür, zu dem alle an Schule und Historie Interessierten herzlich eingeladen sind.

Artikel vom 22.06.2005