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»Kunden bei
Rußfiltern
getäuscht«

Nachrüstsysteme leisten weniger

Von Wolfgang Schäffer
Berlin/Wolfsburg (WB). Die Diskussionen um Dieselruß nehmen an Schärfe zu. Von bewusster Verzögerung und Kundentäuschung im Hinblick auf die Nachrüstsysteme spricht die Deutsche Umwelthilfe (DHU). Die seien nur beschränkt wirksam, würden aber von einigen Händlern als vollwertig angepriesen.

Noch immer gibt es keine politische Entscheidung, ob und wenn ja wie der Einsatz von Rußpartikelfiltern in Diesel-Pkw gefördert werden soll. Die Länder sträuben sich bislang vehement gegen Vorschläge des Bundes, auch Käufer von Neufahrzeugen mit Filtern steuerlich zu begünstigen.
Auf der anderen Seite beschuldigt jetzt die Deutsche Umwelthilfe einige Autohändler, Kunden im Hinblick auf Nachrüstlösungen der Filtertechnik bewusst zu täuschen. Speziell im Visier hat die DUH einige VW-Händler, die angeblich bei der Nachrüstung von einer »vollwertigen Lösung« sprächen. Stattdessen aber leiste ein Nachrüstfilter mit 30 Prozent gerade einmal ein Drittel dessen, was ein serienmäßig eingebauter Rußpartikelsammler aufhalte.
Als »infam« bezeichnet VW-Sprecher Harthmuth Hoffmann gestern im Gespräch mit dieser Zeitung diese »haltlosen Angriffe«. In allen Verlautbarungen und Info-Broschüren auch für die Händler habe sein Unternehmen immer klar gestellt, dass die Nachrüstbausätze, so genannte offene Filter, zwischen 30 und 50 Prozent der Leistung geschlossener Systeme (bei der Produktion eingebaut) leisten könnten. Das aber würde generell ausreichen, um den Kunden die angedachten Steuerbefreiungen zu garantieren. Die Euro 5-Norm indessen, die im Jahr 2010 eingeführt wird, sei mit Nachrüstsystemen nicht zu erreichen. Das bestätigte auch Mercedes-Sprecher Gerd Eßer. »Das war doch immer klar. Etwas anderes ist auch niemals behauptet worden.«
Dennoch sei eine Reduzierung des Partikelausstoßes um 30 bis 50 Prozent mit den Nachrüstsystemen doch ein enormer Schritt.
Experten zufolge ist auch nicht bei allen Modellen mit serienmäßig eingebauten Partikelfiltern garantiert, dass sie die von 2010 an gelten Rußgrenzwerte von weniger als fünf Milligramm pro Kilometer erreichen.
Dessen ungeachtet sieht DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Gefahr, dass sich eine flächendeckende Einführung von Filtern in Dieselfahrzeugen in Deutschland um Jahre verzögert. Grund dafür sei einerseits die Entscheidungsunfähigkeit der Politik aufgrund des vorzeitigen Endes der Legislaturperiode. Auf der anderen Seite sieht er »Teile der Autoindustrie, die den gegenwärtigen politischen Schwebezustand instinktsicher für weitere Verzögerungen bei der Einführung des voll wirksamen Partikelfilters nutzen«. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 22.06.2005