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Blitzrechner braucht Wasserkühlung

Neues Computer-Hirn der Universität Paderborn weltweit unter Top 250

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WB). Geräumig wie zwei Kleiderschränke und vollgestopft mit Hochleistungstechnik: Gestern wurde der neue Superrechner des Zentrums für Paralleles Rechnen (»PC-Quadrat«) der Uni Paderborn in Betrieb genommen.

Das 1,25 Millionen Euro teure Computer-System mit einer Rechenleistung von knapp zwei Billionen Operationen pro Sekunde kann künftig nicht nur von den Wissenschaftlern der Paderborner Hochschule, sondern von allen Forschungseinrichtungen des Landes genutzt werden. Es ermöglicht nicht nur die Ausführung kompliziertester Berechnungen in Rekordzeit, sondern liefert erstmals auch visualisierte Ergebnisse. Die 3-D-Simulationen lassen sich sofort auf einem Monitor oder auf der Leinwand verfolgen.
Die 200 Doppelrechner lieferte der Paderborner Computerhersteller Fujitsu-Siemens, die eingebauten Mikroprozessoren stammen aus der High-Tech-Schmiede von Intel. »Unser neuer Rechner gehört zu den 250 schnellsten Systemen der Welt«, verriet der Vorstandsvorsitzende des »PC-Quadrat«, Prof. Dr. Burkhard Monien. »Er ersetzt nach sechs Jahren unser bisheriges System - der alte Computer steht jetzt im Museum.«
Der neue Superrechner »hcpLine« verfügt über die 14-fache Leistung des alten Symstems - bei nahezu gleichem Anschaffungspreis. »Erstmals haben wir aber eine Wasserkühlung installieren müssen«, erläutert der Geschäftsführende Leiter des »PC-Quadrat«, Prof. Dr. Odej Kao. Die hauseigene Klimatechnik wäre mit der Kühlung des »heißen« Blitzrechners schlicht überfordert.
Mit 200 zusammengeschalteten Rechenknoten arbeitet das neue »Hirn« im Heinz-Nixdorf-Institut etwa 1000 Mal so schnell wie ein normaler PC. »Wir haben den Rechner aus handelsüblichen Standard-Komponenten für das PC-Quadrat maßgeschneidert«, umreißt Eric Schnepf von der Firma Fujitsu-Siemens das »Geheimnis« des schwergewichtigen Rechenkünstlers. »Wir haben dazu eine neuartige Visualisierung integriert«, ergänzt Kao. »Das war so bislang nicht möglich.«
Auch große Unternehmen wie die Lufthansa und der Scheinwerfer-Produzent »Hella« wollen den Uni-Rechner künftig nutzen. Eine Rechner-Stunde bei voller Auslastung des Systems kostet sie ganze 400 Euro. Universitäten und öffentliche Forschungsinstitute sind sogar noch besser dran, für sie ist die Service-Leistung völlig gratis. »Wir werden akademische Einrichtungen bevorzugen«, betont Geschäftsführer Kao.

Artikel vom 22.06.2005