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Uneinheitlicher Aufbau im
indischen Tamil Nadu

Schon im April liefen die ersten Boote zum Fang aus

Von Miriam Schröder
Cuddalore (WB). Monate nach dem Tsunami hat der Fortschritt bei der Wiederherstellung von Normalität im Bundesstaat Tamil Nadu längst keine gemeinsame Ebene erreicht.
Hilfe zur Selbsthilfe: Aufkleber der Deutschen Welthungerhilfe, aber auch zahlreicher anderer Hilfsorganisationen, zieren die Boote indischer Fischer.

An der Ostküste, etwa im Distrikt Cuddalore, können zwar die ersten Fischer wieder mit funktionsfähigen Booten in See stechen. Doch im südlichsten Distrikt Kanniyakumari wirken die Fischerdörfer fast noch so, als hätte der Tsunami erst vor ein paar Tagen die Gegend verwüstet.
Trotz der schwierigen Situation sind die Menschen optimistisch und haben einen großen Wille zur Selbsthilfe. So kümmern sich die Fischer in selbst organisierten sowie finanzierten Gruppen um die Reparatur ihrer zerstörten Boote. Diese Unterschiede im Fortschritt des Wiederaufbaus lassen sich durch einige Faktoren erklären: Konzentration der Hilfsorganisationen und Wiederaufbaumaßnahmen auf bestimmte Regionen und Sektoren, Koordinationsschwierigkeiten und unterschiedliche Ausgangssituationen vor Ort.
Ein Spaziergang an der Ostküste, besonders in den Distrikten Cuddalore, Nagapattinam und im Unionsstaat Pondicherry, zeigt deutlich, dass die freigiebigen Hilfsangebote aus aller Welt sich vor allem auf den Bootsbau konzentriert haben. Neben den Schriftzügen zahlreicher indischer Nichtregierungsorganisationen (NGO) sieht man alle erdenklichen Spender - von dem Land Hessen bis zu den Studiosus Reisen München - auf den Booten verewigt. Dass die Hilfsleistungen an die wirklich Bedürftigen gelangt, ist der eisernen Hand der Verantwortlichen im Distrikt Cuddalore und dem Engagement des Fischereiverbandes Southern India Federation of Fishermen Society (SIFFS) zu verdanken.
Mitte April wurden in Indira Nagar das erste Boot und sechs neue Motoren in Anwesenheit des Distriktkollektors verteilt. Nach dem feierlichen Segen des brahmanischen Priesters glitt das erste Boot unter Anwesenheit von gut 30 Fischern zu Wasser. Der Erfolg nach einer einstündigen Schaufahrt ließ nicht lange auf sich warten: Die Fischer kamen tatsächlich mit einem ersten Fang zurück.
Das freut nicht nur die Fischer, sondern auch ganz besonders deren Frauen, die nun wieder Einkünfte für ihre Familien verbuchen können. Die weitere Verteilung von Booten kam zeitlich passend, da im Mai/Juni die gewinnbringende Fisch- und Shrimpssaison begann.

Artikel vom 22.06.2005