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Tarifabschluss am Bau

Zurück in die Zukunft


Die Zeiten sind nicht so, dass nach einer Tarifrunde in dem einen oder anderen Lager die Sektkorken knallen. Das gilt erst recht für die Bauindustrie, die seit zehn Jahren nicht mehr auf-, sondern kontinuierlich zurückbaut. Auch in diesem Jahr werden 50 000 Arbeitsplätzen verloren gehen. Schon jetzt zählt die Branche weniger als 800 000 Stellen.
Vor diesem Hintergrund ist es bereits als Erfolg für die Gewerkschaft zu werten, dass sie eine ganzjährige Beschäftigung durchsetzen konnte. Zuletzt drohten immer mehr Bauarbeiter durch ihre saisonale Beschäftigungslosigkeit in die Arbeitslosengeld 2-Armutsfalle abzurutschen.
Demgegenüber scheint die Verlängerung der Wochenarbeitszeit um eine auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich noch tragbar. Rechnet man sie in die vereinbarte Erhöhung von einem Prozent ein, so müssen die Bauarbeiter in Wirklichkeit sogar Lohneinbußen hinnehmen.
Gewinner des Tarifvertrages am Bau sind auch die Sozialsysteme. Jedes Schlupfloch, das gestopft wird, senkt insgesamt die Kosten und sorgt so für mehr Gerechtigkeit.
Noch immer ist es billiger, Aufträge an polnische, portugiesische oder rumänische (Sub-)Unternehmen zu vergeben. Doch die Abstände werden geringer. Das Richtmaß, das dieser Tarifabschluss setzt, könnte sich auf Dauer zu Gunsten der deutschen Bauwirtschaft und ihrer Beschäftigten auswirken. Bernhard Hertlein

Artikel vom 22.06.2005