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Das Gebälk knistert
Dicht
am
Cup

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Die Torstangen sollen schon verdächtig knistern. Es knackt im Gebälk. Noch macht Schlussmann Oliver Kahn nur finstere Miene zum bösen Spiel. Das ist aber noch nicht so schlimm. Freundlich schaut er ohnehin nur selten aus der Torwart-Wäsche.
Interessant wird es, wenn der schon als Kapitän entmachtete Kahn richtig ins Kentern gerät. Wenn er also das Gefühl hat, dass er zwar rausrotiert wird, aber nicht mehr so richtig rein.
Es passt dem Münchner nicht in seinen Kasten-Kram, dass er sich dem internen Wettbewerb stellen soll und der Bundestrainer eine deutliche Aussage zu seinen Gunsten verweigert. Es gibt für Jürgen Klinsmann im Augenblick keine klare Nummer eins zwischen den deutschen Pfosten. Er wartet noch ab.
Der alte Heros Kahn, in Glanzzeiten als »King Kahn« oder »Titan« verehrt und gepriesen, muss um um die Kiste kämpfen. Mit Lehmann. Mit Hildebrand, der sich gegen Argentinien nichts zu schulden kommen ließ. Zwei »Unhaltbare« waren drin, das bisschen Rest schnappte er sich sicher. Nur mit seiner Abwehr war der Stuttgarter nicht ganz einverstanden. Die verteidigte erstmals in diesem Turnier zu gut, um dem eigenen Torverhüter Gelegenheit zu geben, sich auszuzeichnen. Ein paar Paraden mehr hätte Hildebrand zur besseren Präsentation seiner Person schon gern gezeigt.
Nun kommt Lehmann für das Halbfinale zurück. Danach, am finalen Tag, bezieht wieder Kahn Stellung. Und irgendwann dann Klinsmann, der sagt, wer sein Torhüter für die WM sein wird. Ob er das macht, bevor der Deckel vom Pulverfass fliegt?

Artikel vom 23.06.2005