25.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schimanski mit Herz
statt geballter Faust

Götz George setzt weiter auf »sanften Kommissar«

VonÊ PatrickÊ Poch
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Als draufgängerischer Polizist, der weder ein Blatt vor den Mund nimmt noch einer Rauferei aus dem Wege geht, hat Kommissar Horst Schimanski seinen TV-Krimi-Dienst 1981 begonnen.

Jetzt, 24 Jahre später, zeigt sich der beinharte Kommissar a.D. von einer ungewohnt sanften Seite: In »Schimanski: Sünde« beweist Schauspieler Götz George, dass die von ihm verkörperte Figur auch feinfühlig sein kann. Beinah zerbrechlich wirkt sie, wenn es um Liebe geht: Seine Lebenspartnerin Marie-Claire (Denise Virieux) ist fremd gegangen und droht ihm zu entgleiten. Also kämpft Schimanski. Diesmal nicht gegen Verbrecher, sondern für und um die Liebe bei einem gemeinsamen Ausflug nach Belgien. Dass er dort nebenbei einem entflohenen Sträfling begegnet und ihn statt zur Polizei lieber dessen Sohn zuführt, passt in das neue Bild, das George seinem Alter Ego gemalt hat: Schimanski mit großem Herz statt mit geballter Faust.
Bedeutet dieser Wandel hin zu mehr Gefühl etwa nach 13 Episoden das Aus der legendären Krimi-Reihe? Angst davor hat George schon: »Wenn wir nicht die Quote bringen, könnte das das Ende sein.« Doch der 66-Jährige gibt nicht auf, setzt auf die neue Machart und darauf, dass »sein« Schimanski bereits zweimal für den »Emmy« nominiert war, den wichtigsten Fernsehpreis der Welt. Rückendeckung erhofft er sich auch von höchster Senderebene, denn WDR-Intendant Fritz Pleitgen habe »die große Qualität der Reihe erkannt«.
Wie würde denn der Privatmann George reagieren, wenn er so wie Schimanski von seiner Partnerin betrogen würde? »Da muss man großzügig sein«, verrät der Schauspieler. »Wenn man einen Menschen wirklich liebt, dann hat das auch Bestand.« Nicht nur privat, auch beruflich ist die Liebe momentan Thema Nummer 1 für Götz George: Im Herbst startet der poetische Film »Maria an Callas« mit Claudia Michelsen an seiner Seite in den Kinos. Gerade in Österreich abgedreht ist »Kabbale und Liebe« unter der Regie von Leander Haußmann.
Auch in Georges aktuellem Film »Später Sommer«, der noch bis Anfang Juli in Köln produziert wird, geht es um große Gefühle: Regisseur und Autor Andreas Kleinert erzählt vom Gewerkschaftsfunktionär Dr. Robert Stubenrauch (Götz George), der trotz aussichtsloser Lage die desillusionierten Arbeiter zum politischen Kampf in einem Zementwerk motivieren will. AlsÊ Stütze dabei entpuppt sich der Arbeiter Mathias Wernicke (Christian Redl), der seine Kollegen sogar zum Hungerstreik bewegen kann. Die Verbindung der Männer zueinander wird auf eine harte Probe gestellt, als Stubenrauch eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Und zwar ausgerechnet mit Wernickes Ehefrau (Dagmar Menzel), die regelrecht aufblüht in den Armen ihres Liebhabers.

Artikel vom 25.06.2005