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Mosley fordert
Fan-Entschädigung

Sammelklage gegen die Formel 1

Indianapolis (dpa). Nach dem Skandal von Indianapolis hat ein Fan aus Colorado eine Sammelklage gegen die Formel 1 eingereicht und will um Schadenersatz kämpfen.

Larry Bowers will den Automobil-Weltverband (FIA), die Formula One Administration (FOA), den Reifenhersteller Michelin und den Indianapolis Motorspeedway vor Gericht sehen. Sein Rechtsanwalt William Bock III. wirft den Beteiligten »Betrug« vor.
Während sich Speedway-Präsident Joie Chitwood trotz des Eklats versöhnlich zeigte und ein Rennen im Jahr 2006 nicht ausschloss, heizte die FIA die Diskussion gestern weiter an.
Den meuternden Rennställen wurde vorgeworfen, dass sie mit ihrem Boykott »das Image der Formel 1 beschädigt« haben. FIA-Präsident Max Mosley forderte, dass die 160 000 Zuschauer finanziell entschädigt werden müssen - und zwar von den sieben Michelin-Teams und deren Reifenlieferanten. Die Fans hatten im Schnitt etwa 100 Dollar Eintritt gezahlt.
Die FIA veröffentlichte Vorladungsschreiben an die sieben Michelin-Teams, die sich am 29. Juni bei einer Anhörung vor der obersten Sportbehörde in Paris zu fünf Hauptvorwürfen äußern müssen. Da Details der Dokumente, die den Charakter einer Anklageschrift haben, bereits an die Medien gelangt waren, unternahm die FIA einen außergewöhnlichen Schritt und publizierte die sieben - gleich lautenden - Vorladungen.
»Ich denke, dass Michelin und die sieben Teams die Zuschauer entschädigen sollten. Mit ihrer Weigerung, am Rennen teilzunehmen, haben sie sich und dem Sport geschadet«, wurde Mosley zitiert. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone griff den französischen Reifenhersteller scharf an: »Michelin war dumm. Sie haben keine angemessenen Reservereifen mitgebracht.«
Chitwood gab bekannt, dass eine Rückzahlung des Eintrittspreises oder die Verlängerung der diesjährigen Tickets für den Grand Prix im nächsten Jahr zur Debatte steht. Einen Zeitpunkt für diese Entscheidung nannte er nicht, betonte aber: »Wir denken, Amerika ist ein großer Markt für die Formel 1 und Indianapolis ein guter Gastgeber.
Ferrari-Teamchef Jean Todt versicherte, den Michelin-Teams am Sonntag drei Kompromissangebote zur Rettung des Rennens gemacht zu haben. »Alle sind abgelehnt worden«, sagte der Franzose. Ferrari hätte den anderen Teams einen Reifenwechsel erlaubt. Man wäre auch damit einverstanden gewesen, das Tempolimit in der Boxengasse herauf- und die Höchstgeschwindigkeit in der Steilkurve herabzusetzen. Der französische Reifenherstellers Michelin sucht derweil fieberhaft nach dem Fehler.

Artikel vom 22.06.2005