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Das Internet ist ein riesiges Kaufhaus -Êzehn Jahre Ebay und Amazon

Von Bernhard Hertlein
Gütersloh (WB). Das weltweit größte Kaufhaus steht nicht auf Beton, sondern im Internet. Allein Ebay führt ständig etwa 50 Millionen Artikel im Angebot. Dazu kommen Online-Kaufhäuser wie Amazon, Shopping-Angebote von Portalen wie AOL oder Lycos sowie das »B2C«-Geschäft, also der Verkauf vom Hersteller (Business) an den Endkunden (Customer).

Nur zehn Jahre ist es her, dass Ebay in Kalifornien seinen ersten Marktplatz eröffnet hat. Zunächst diente das Internet-Angebot dem Austausch von Sammlerartikeln, die innerhalb einer bestimmten Frist an den Meistbietenden versteigert wurden. An diesem Prinzip hat sich bis heute nichts geändert. Neben den Auktionen, die Ebay bekannt gemacht haben, ermöglicht die Plattform auch den Verkauf zu Festpreisen.
Ebay, seit 1999 auch in Deutschland online, finanziert sich über eine Gebühr von 25 Cent bis 4,80 Euro je nach Artikel sowie eine Provision zwischen zwei und fünf Prozent, die dem Verkäufer bei einem erfolgreichen Geschäft in Rechnung gestellt wird. Ebay war von Anfang an profitabel. Im ersten Quartal 2005 erreichte das Volumen der gehandelten Waren und Dienstleistungen 10,6 Milliarden US-Dollar, davon die Hälfte außerhalb der Vereinigten Staaten. In Deutschland erzielte Ebay im Gesamtjahr 2004 ein Handelsvolumen von 7,6 Milliarden Dollar.
An Angeboten fehlt es offenbar nicht. Irgendwo in der Wohnung haben die meisten einen älteren Computer oder einen Fotoapparat, ein Sportgerät, Spielzeug oder einen Kinderwagen, der -Êstatt dass er zu Hause im Weg steht - besser im Internet angeboten wird. Durch ein ausgeklügeltes Punktesystem, mit dem Käufer und Verkäufer bewertet werden, sichert Ebay sogar einen gewissen Qualitätsstandard. 147 Millionen Kunden wissen dies weltweit zu schätzen. Ob Papst-Auto oder ein Essen mit Star-Investor Warren Buffet: Solche besonderen Angebote werden bereits bevorzugt über Ebay versteigert.
Dass ausgerechnet das »alte« Medium Buch dem Ecommerce den Weg zum Verbraucher gebahnt hat, gehört zu den interessanten Randerscheinungen des Internet. Amazon, wie Ebay vor zehn Jahren gestartet, bietet als weltweit größtes Internet-Kaufhaus heute allerdings viel mehr als »nur« Bücher. Web-Shops findet man heute im Internet an fast jeder Ecke. Die ersten sind nur einen Klick weit vom Eintrittsportal des »Users« entfernt. Die Gütersloher Lycos Europe hat dafür mit »Pangora« eine eigene Produkt-Suchtechnologie entwickelt, die unter anderem auch von AOL, T-Online, Bild-Online, RTL und Freenet genutzt wird.
Es gibt also reichlich Kauf-Angebote im Internet. Der deutsche Einzelhandelsverband gibt an, dass seine Mitglieder in diesem Jahr voraussichtlich Waren im Wert von 14,5 Milliarden Euro online verkaufen werden. Dies entspräche gegenüber 2004 einem Umsatzplus von 13 Prozent. 76,9 Prozent der deutschen Einzelhandelsunternehmen haben bereits eine eigene Website; weitere 12 Prozent planen, sie in diesem oder nächsten Jahr einzurichten.
Gleichzeitig sorgt das Internet für eine große Preistransparenz. Auch wenn er das Kleid oder den Fernsehapparat vielleicht doch noch lieber im Geschäft beguckt, befühlt und schließlich kauft: Der Kunde glaubt auf jeden Fall, nach seiner Internetwanderung den »richtigen« Preis zu kennen.
Wenn er dem Handel freundlich gesinnt ist, stellt er in Rechnung, dass gute Beratung und Personal Geld kosten. Tut er das nicht, bestellt er möglicherweise sofort bei Adressen wie »Geizkragen.de« oder »Geizhals.de«.

Folge 11 am Samstag:
Meine Marke ist den Euro wert

Artikel vom 21.06.2005