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2500 Jahre alte Moorleiche

Sensationelle Entdeckung in der Nähe von Nienburg

Unter den Skelettteilen aus dem Uchter Moor sind (von links) eine Hand, Kieferknochen, Schädelstücke und ein Beinknochen (unten).

Nienburg (dpa). Eine mehr als 2500 Jahre alte »Teenager«-Moorleiche ist bei Nienburg in Niedersachsen gefunden worden. Der Körper des jungen Mädchens ist nahezu vollständig erhalten. Seit etwa 40 Jahren hat es in Europa nach Angaben von Experten einen solch spektakulären Fund nicht mehr gegeben. Es handelt sich um eine der ältesten jemals in norddeutschen Hochmooren gefundenen Leichen. Die Forscher erhoffen sich wichtige neue Aufschlüsse über die Lebensweise der Menschen vor 2500 Jahren.
Noch sei unklar, wie die junge Frau im Moor zu Tode kam, sagte der Leiter der Ausgrabungen, Alf Metzler. Gerichtsmedizinische Untersuchungen hätten keine Gewaltanwendung gezeigt.
Ein Beschäftigter der Torf- und Humuswerke Uchte hatte vor einigen Wochen beim Torfstechen Knochen gefunden. Er vermutete ein Verbrechen und alarmierte die Polizei.
Aus dem Knochenfund wurde »eine sensationelle Entdeckung«, wie Archäologe Henning Haßmann sagte. Das vermeintliche Mordopfer war ein prähistorischer Fund. Die Leiche des Mädchens ist nach seinen Angaben fast komplett. Sogar die Haare waren im Moor konserviert worden.
Es könnte die wichtigste Entdeckung in Niedersachsen seit dem Fund einer Moorleiche im Bourtanger Moor im Emsland sein. Dort war im November 1900 beim Torf stechen der Leichnam eines erwachsenen Mannes gefunden worden. Da das Moorwasser seine Haare rot gefärbt hatte, wurde er »Roter Franz« genannt. Er starb im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus.
Die jetzt gefundene Moorleiche soll von Donnerstag an für zwei Wochen im Landesmuseum in Hannover ausgestellt werden.

Artikel vom 21.06.2005