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Die käuflichen
Krieger der
Dritten Welt

Arte-Themenabend über Söldner

Arte, 20.40 Uhr: Ob Elfenbeinküste, Irak oder Kolumbien - weltweit sind heute Söldner privater Militärfirmen im Einsatz, mit Duldung und teils sogar im Auftrag der Regierungen. Die Privatisierung staatlicher Gewalt steht im Mittelpunkt des Themenabends »Die neuen Söldner« bei Arte.
Großgrundbesitzer Nick Van den Berg war Kommandeur einer Söldnertruppe. Foto: Arte

Zwei französische Dokumentationen, die zum ersten Mal ausgestrahlt werden, gehen den Fragen nach, wer diese »käuflichen Krieger« sind, wessen Befehl sie folgen und wie die Firmen aufgebaut sind, für die sie arbeiten.
Im ersten Film, »Die neuen Söldner« erzählen Söldner von ihren Erfahrungen vor allem bei dem gescheiterten Putschversuch in Äquatorialguinea im März 2004 und während einer Operation an der Elfenbeinküste. 1989 gründet Eeven Barlaw, ein ehemaliger Offizier der südafrikanischen Armee, »Executive Outcomes«, eine der ersten Militärfirmen der Welt. Diese Art der Privatisierung des Krieges revolutionierte das postkoloniale Söldnerwesen.
Die privaten Streitkräfte verwenden modernste Waffen wie Panzer, Hubschrauber oder Jagdflugzeuge und setzen Fallschirmkommandos ein. In der Dokumentation kommen Soldaten zu Wort, die in Afrika in Privatarmeen gekämpft haben oder noch kämpfen. Nick Van Den Berg, ein ehemaliger Kommandant von »Executive Outcomes«, ist heute dank seiner Einnahmen aus dem Militärgeschäft Großgrundbesitzer. Andere mit seiner Vergangenheit handeln heute mit Waffen oder sind weiter als Söldner aktiv.
Von Afrika nach Südamerika: Der Dokumentarfilm »Kolumbien: Die Privatarmeen des Staates« schildert anschließend um 22.05 Uhr den Wandel privater Militärfirmen von Schutztruppen für Privateigentum zu paramilitärischen Handlangern von Militär und Polizei. In dem lateinamerikanischen Land wurden die Firmen ursprünglich damit beauftragt, Privateigentum zu schützen oder Unternehmen zur Seite zu stehen, die von Drogenhändlern oder marxistischen Rebellen bedroht wurden.
Beflügelt durch Fidel Castros Revolution auf Kuba, griff Mitte der 60er Jahre ein Teil der kolumbianischen Linken zu den Waffen. Als die Guerilla in den 80er Jahren immer mehr Zulauf fand und überall im Land präsent war, bildeten sich ultrarechte Milizen, »paramilitärische Gruppen« genannt. Heute zählen diese Milizen, die unter dem Zentralkommando AUC zusammengefasst sind, fast 20 000 Kämpfer. Sie sind bestens bewaffnet, haben ganze Landstriche unter ihrer Kontrolle. Menschenrechtsorganisationen zufolge haben sie zwischen 1988 und 2003 den Tod von fast 15 000 Zivilisten bei Massakern zu verantworten.
Der kolumbianische Staat, der versichert hatte, den Vormarsch der Guerillatruppen zu stoppen, verzichtete auf die Ausübung seines Gewaltmonopols und förderte sogar die Söldnertruppen, die offiziell den marxistischen FARC-Rebellen im Land ein Ende bereiten sollten. Der Film zeigt auch den Zusammenhang zwischen der Privatisierung des Militärs und einem Wirtschaftssystem ohne soziale Gerechtigkeit.

Artikel vom 21.06.2005