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Jäger gerät ins
Fadenkreuz von
Mafia-Fahndern

Haftbefehl gegen Steinhagener (52)

Von Christian Althoff
Steinhagen (WB). Gegen einen Jäger und Waffensammler aus Steinhagen (Kreis Gütersloh) ist Haftbefehl wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz erlassen worden. Der 52-Jährige war ins Fadenkreuz der Polizei geraten, als diese gegen einen Waffenhändler aus Hamm ermittelte. Dem Händler werden Kontakte zur Mafia nachgesagt.
Aus diesem Haus in Steinhagen holten Polizisten mehrere hundert Schusswaffen. Foto: Althoff
Am 11. Juni hatten italienische Polizisten in Neapel Peter W. (57) festgenommen. Der Kaufmann aus Hamm betreibt seit Jahren zusammen mit seiner ältesten Tochter (35) aus seinem Einfamilienhaus heraus einen Handel mit nicht erlaubnispflichtigen Waffen und Waffenteilen wie Holzschäften, Magazinen und Ersatzteilen. Im Handelsregister der IHK Dortmund ist das Gewerbe als »sonstiger Einzelhandel« eingetragen.
Die italienische Polizei glaubt allerdings nicht, dass Peter W. nur harmlose Geschäfte betrieben hat. Sie verdächtigt ihn, mit der Mafia Waffengeschäfte angebahnt zu haben. Seit zehn Tagen sitzt der Westfale nun in Neapel in Haft - wie zwei Italiener, in dessen Begleitung er bei seiner Festnahme war. Angeblich soll bei den drei Männern eine Maschinenpistole gefunden worden sein. Peter W. soll bereits vor 16 Jahren aufgefallen sein, als er noch als Angestellter bei der Polizei in Recklinghausen für die Erteilung von Waffenscheinen zuständig war. Dabei soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, wollen Nachbarn wissen. Eine Bestätigung dafür gab es gestern von Seiten der Polizei allerdings nicht.
An den Ermittlungen gegen den Mann aus Hamm waren auch deutsche Behörden beteiligt. Sie überprüften routinemäßig die Telefonverbindungen des festgenommenen Kaufmanns und stießen dabei auf die Nummer des Jägers aus Steinhagen. Am Mittwoch vergangener Woche, wie bereits in der Montagsausgabe berichtet, suchten zahlreiche Beamte das einsam gelegene Haus des Waidmanns auf und staunten nicht schlecht: In ungezählten Kartons stießen sie auf so viele Gewehre, Pistolen und Munitionkästen, dass für die Sicherstellung ein Transporter angefordert werden musste. Allerdings soll es sich kaum um scharfe Waffen handeln: Angeblich wurden etwa 200 Luftgewehre, 400 Schreckschusspistolen, 15 Jagdgewehre und 30 scharfe Pistolen sichergestellt. Während der Jäger für letztere eine Erlaubnis haben soll, soll er versäumt haben, Schreckschusswaffen ohne Zulassungszeichen von den Behörden in seine Sammelerlaubnis eintragen zu lassen. Außerdem entdeckten die Polizisten in seinem Haus mehrere Kilogramm alter Granaten, die möglicherweise aus dem Zweiten Weltkrieg stammen. Gegenüber der Polizei sagte der Mann aus, ein Freund habe die Sprengkörper mit einem Metallsuchgerät in freier Natur aufgespürt und ihm zur Entsorgung übergeben.
Der Waffensammler wurde festgenommen und einem Richter vorgeführt, der Haftbefehl wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz erließ. Da keine Fluchtgefahr besteht, wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.
Neben dem Haus in Steinhagen und dem Haus des Waffenhändlers aus Hamm haben Polizisten weitere Gebäude in Werl und Gelsenkirchen durchsucht. Über das Ergebnis der Ermittlungen will die federführende Staatsanwaltschaft Hagen am Donnerstag berichten.

Artikel vom 21.06.2005