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Training
mit Tee und
Zigarette

Lockere Mexikaner

Hannover (dpa). Die Zuschauer in Göttingen, Hannover und Barsinghausen haben nicht schlecht gestaunt. Da trainierte eine der besten Fußball-Mannschaften der Welt, und der Trainer lief lässig mit einer Zigarette im Mundwinkel und einer dampfenden Tasse in der Hand über den Rasen.
Kauz und Könner: Mexikos Erfolgs-Trainer Ricardo La Volpe. Foto: dpa

Ricardo La Volpe ist ohne Zweifel ein kauziger Typ. Dass er aber auch ein ernst zu nehmender Trainer ist, weiß die Fußball-Welt spätestens seit dem Sieg seines Teams gegen Weltmeister Brasilien. Heute (20.45 Uhr/ZDF) gegen Europameister Griechenland ist Mexiko klarer Favorit.
Die Übungseinheiten der Nummer sechs in der Weltrangliste haben öfter Unterhaltungswert. Die Spieler albern gerne herum. Doch der gewöhnungsbedürftige Humor der mexikanischen Profis täuscht über ihre Leistungsfähigkeit ebenso hinweg wie Kaffee und Kippen beim 53-jährigen Trainer.
La Volpe ist knurrig und knorrig zugleich. In der Vorbereitung auf den Confederations Cup zeigte sich der gebürtige Argentinier von seiner wortkargen Seite. Die ständigen Sticheleien von Mexikos ehemaligen Fußball-Idol Hugo Sanchez, der liebend gerne La Volpes Job übernehmen möchte, und der Streit um die Abstellung von vier Spielern des Clubs Chivas Guadalajara ließen den Coach in den Tagen vor dem Auftaktsieg gegen Japan meistens schweigen.
Seit der Qualifikation für das Halbfinale ist La Volpe ein bisschen redseliger geworden. Dieser Erfolg und die Serie von nunmehr 19 Spielen ohne Niederlage machen ihn vorerst unangreifbar, da kann der ehemalige Real-Madrid-Torjäger Sanchez daheim noch so viele Intrigen spinnen. La Volpe stellt fest: »Der Sieg gegen Brasilien zeigt, dass wir ganz sicher auf dem richtigen Weg sind.«

Artikel vom 22.06.2005