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Im Keller schlummert ein Stück Stadtgeschichte

Die Zweiradsammlung von Fritz und Friedrich Holtkämper


Von Michael Schläger
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Es ist ein ganz besonderer historischer Schatz, der da bei Zweirad Holtkämper am Kesselbrink im Keller schlummert. Senior Fritz Holtkämper und sein Sohn Friedrich haben im Laufe der Jahrzehnte Fahrrad- und Motorradveteranen gesammelt. Ein stattliches Technik-Museum ist entstanden.
1938 wurde das Miele-Motorrad mit dem 98-Kubikzentimeter-Motor von Sachs zum ersten Mal zugelassen. Bis in die 50er Jahre hinein fertigte der Gütersloher Hausgerätehersteller in seinem Bielefelder Werk auch Zweiräder mit und ohne Motor. Das bis zu 50 Stundenkilometer schnelle Modell aus den Dreißigern sieht noch heute fast fabrikneu aus.
»Ein Kunde hat es bei uns vor vielen Jahren in Zahlung gegeben«, erzählt Fritz Holtkämper. Und so ist eigentlich die gesamte, mehrere Dutzend Zweiräder umfassende Sammlung entstanden. »Wir haben uns angeschaut, welche Fahrräder und Motorräder noch erhaltenswert waren.« Die wurden dann aufgearbeitet, wenn es in der Werkstatt ruhiger zuging, meist im Winter.
Entstanden ist eine in dieser Form in Bielefeld wohl einmalige private Sammlung. Sie ist auch ein Stück heimischer Technikgeschichte. Da ist das Wittler-Fahrrad, das Anfang der 50er Jahre in der Bleichstraße gebaut und von den Lohmann-Werken im Schlachthofviertel mit einem Hilfsmotor veredelt wurde. Da sind aber auch die Eigenfabrikate, die Holtkämper zur gleichen Zeit unter dem Markennamen »Preston« fertigte. »Darauf habe ich mir 1953 ein Patent geben lassen«, zeigt Fritz Holtkämper auf die Federgabel eines historischen »Preston«-Modells. In der Ecke hängt noch ein Werbeplakat aus jenen Jahren: »Preston - das leichtlaufende Markenrad«.
Die 50er Jahre waren aber auch der Anfang vom Ende der Fahrradfabriken in Bielefeld. »Die Leute wollten motorisierte Zweiräder oder ein Auto«, erinnert sich Holtkämper Senior. Miele, Wittler, Lohmann und auch Holtkämper stellten die Produktion nach und nach ein.
Geblieben sind die Erinnerungsstücke aus jener Zeit, die im Keller des Geschäftes am Beginn der Heeper Straße aufgestellt sind. »Manchmal stellen wir Zweiräder für Ausstellungen zur Verfügung«, sagt Friedrich Holtkämper. Die meisten sind voll funktionstüchtig. So wie die knallrote Moto Guzzi »Airone« aus dem Jahr 1942. Mit ihr hat der Junior erst vor kurzem ein paar Runden gedreht.
Auch die jüngste Zweirad-Geschichte hat in die Sammlung der Holtkämpers Einzug gehalten. Da steht das »Puch«-Mofa einträchtig neben den Klein-Mopeds aus japanischer Produktion. So lange ist es noch gar nicht her, dass die von ihren jugendlichen Fahrern vor Bielefelder Diskos abgestellt wurden.

Artikel vom 21.06.2005