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Als 18-Jährige trat Rosemarie Hopp in Sarepta ein.

»Man hat mich gefragt, und ich habe es versucht!«

Schwester Rosemarie Hopp geht in den Ruhestand

Bethel (WB). »Als Erstes werde ich nach Amrum fahren, um innezuhalten und meinen Rhythmus zu finden«, sagt Schwester Rosemarie Hopp, die nach 47 Dienstjahren in den Ruhestand geht. »So ein richtiger Ruhestand wird das ja gar nicht. Denn ich habe noch viele ehrenamtliche Betätigungen.«

Am 24. Juni wird die Diakonisse, die viele Jahre im Bethel-Vorstand und Oberin der Westfälischen Diakonissenanstalt Sarepta war, in Bethel verabschiedet.
Rosemarie Hopp kam als 18-Jährige nach Bethel, um als Schwester in Sarepta einzutreten. Ihr langjähriger Einsatz für Bethel begann im Haus Patmos. Dort arbeitete sie mit schwerstbehinderten Kindern. Später war sie als Diakonissenschülerin in Gilead III tätig, einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen. Anschließend ging sie nach Werther in ein Erziehungsheim und arbeitete auch in einem allgemeinen Krankenhaus. »Das war damals die Zeit, in der das Sendungsprinzip im Mutterhaus noch galt. Das haben wir gehorsam befolgt«, so Schwester Rosemarie. In den nachfolgenden Jahren ließ sie sich zur Krankenschwester, Sozialpädagogin und Supervisorin ausbilden.
Mit 45 Jahren wurde Rosemarie Hopp Anstaltsleiterin der Betheler Teilanstalt Homborn bei Hagen, fünf Jahre später übernahm sie die Aufgabe der Oberin der Westfälischen Diakonissenanstalt Sarepta und wurde Vorstandsmitglied in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. »Man hat mich gefragt, und ich habe es versucht«, kommentiert sie ihren Werdegang.
Die schönsten Jahre ihres Dienstlebens seien jedoch die in Groß-Bethel gewesen, hebt Schwester Rosemarie hervor. 1976 übernahm die damals 35-jährige Diakonisse die Leitung der Betheler Einrichtung für Frauen mit Behinderung. Um das Haus mit ein bisschen mehr Leben zu füllen, holte sie einen Hund aus dem Tierheim. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte. »Basco war der schönste Hund von ganz Bethel, eine Mischung aus Dalmatiner und Pudel. Er sah aus wie ein Schaf. Basco war ein therapeutisches Naturtalent«, begeistert sich Schwester Rosemarie noch heute für den vierbeinigen Mitarbeiter. »Die Frauen haben ihm ihr ganzes Leid geklagt, vor allem über mich«, erzählt Schwester Rosemarie und lacht. »Basco war berühmt. Sogar die Zeitung hat über ihn berichtet.«
Führen, Entscheiden, Verantwortung tragen - Schwester Rosemarie war die erste Frau, die den Vorsitz in der Direktion der Diakonissenanstalt Sarepta übernahm und Mitglied im Bethel-Vorstand war. »Im Sozialbereich arbeiten so viele Frauen. Entscheidungen treffen aber fast ausschließlich Männer. Dass sich das ändert, dafür arbeite ich weiterhin«, so die engagierte Schwester, die die Unternehmenskultur »Gender mainstreaming« in Bethel mit eingeführt hat. Zuletzt war Schwester Rosemarie Hopp zuständig für die Koordination der Klinischen Ethik im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld. Mitarbeitende sollen bei sensiblen Entscheidungen unterstützt und die Rechte der Patientinnen und Patienten gestärkt werden.
Der Glaube ist das Fundament von Rosemarie Hopp, der alles bestimmt. »Das Mutterhaus gibt mir geistige Nahrung und hat mir alle Möglichkeit gegeben, mich zu entfalten. Meine Mitschwestern standen mir dabei hilfreich zur Seite. Ich habe mit allem sehr großes Glück gehabt«, schaut Schwester Rosemarie zurück.

Artikel vom 21.06.2005