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Der Stern des
Sommers erlischt

Tränen der Wut in Griechenland

Frankfurt/Main (dpa). Der Europameister am Boden: Otto Rehhagel wollte es nicht glauben, seine gedemütigten EM-Helden weinten Tränen der Enttäuschung und fürchteten bereits die Wut in der Heimat.

Während Coach Rehhagel 350 Tage nach dem EM-Gewinn das Augenmerk auf das nächste Match in der WM-Qualifikation richten wollte, in der den Griechen ebenfalls das Aus droht, befand die Sportzeitung »SPORtime« in ihrer Online-Ausgabe: »Der Stern des Sommers 2004 erlischt.«
Besiegelt wurde der Absturz der Himmelsstürmer durch das 0:1 im ersten Duell Griechenlands mit Asienmeister Japan, der sogar ins Halbfinale einziehen kann. Für Griechenland geht es gegen Mexiko erneut in Frankfurt nur noch um einen ehrenvollen Abschied.
»Ich hatte bei diesem Turnier gedacht, dass meine Spieler noch mal über ihren Schatten springen und alles aus sich rausholen«, meinte Rehhagel, dem Verbandspräsident Vassilis Gagatsis erneut zusicherte, so lange bei den Griechen arbeiten zu können, wie er wolle. »Ich weiß nicht, was uns fehlte. Wir haben alles versucht. Nichts ging«, sagte Mittelfeldspieler Vassilios Tsiartas vom 1. FC Köln mit Tränen in den Augen.
Griechenland 2005 hat mit dem Team des Vorjahres die meisten Namen noch gemeinsam. Nicht mehr aber Elan und Leidenschaft. Geschweige denn die Ordnung und taktische Disziplin. Sobald Spieler wie Kapitän Theodoros Zagorakis und Rechts-Verteidiger Georgios Seitaridis gegen Japan oder Abwehr-Hüne Traianos Dellas im gesamten Turnier fehlen, ist die Mannschaft Mittelmaß.
Hart ins Gericht ging Rehhagel mit Charisteas und dessen Sturmpartner Zisis Vrizas, nachdem die Griechen seit insgesamt vier Spielen auf einen Torerfolg warten - so lange wie noch nie unter Rehhagel seit dessen Amtsantritt vor vier Jahren. »Sie sind keine richtigen Torjäger, die aus jeder Chance ein Tor machen, sie brauchen zu viele Chancen. Ich will die Leute aber nicht verdammen. Wir müssen versuchen, mit den Spielern, die wir in unserem Kader haben, weiter zu arbeiten.«

Artikel vom 21.06.2005