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Der Poldi-Pass: Köln feiert den Prinzen

Eine Torvorlage zum Genießen und ein Tor, das sein Kumpel ihm klaute

Köln (WB/fwk). Manchmal scheint es, als wisse Lukas Podolski gar nicht, wie gut er schon ist. Das muss dann daran liegen, dass der in Köln nur noch als »Prinz Poldi« geführte Profi famose Einfälle, die die Zuschauer zum Tosen bringen, gar nicht als solche erkennt.

Mehrfach musste der 20 Jahre alte Kölner zum Besten geben, wie das denn mit der Vorlage war, die er Bastian Schweinsteiger so genial auf den Stiefel servierte, dass der Münchner daraufhin ein bildhübsches Tor gegen Tunesien erzielte. Den Pass des Prinzen beschrieb der Absender ganz und gar unbeeindruckt: »Ich habe gesehen, dass er reinläuft und den Ball da hin gespielt.« Ende der Erzählung.
Schön und gut, aber: So eine millimetergenaue, diagonal verschickte Zucker-Zulieferung schüttelt sich nicht jeder aus dem Fußgelenk. Doch staunte Podolski in diesem Moment nicht über Podolski, sondern verwies bescheiden auf die Schlichheit des Spiels: »Fußball ist einfach. Wo hätte ich denn sonst hinspielen sollen?«
Aber auch der Bundestrainer musste wohl glauben, dass sich das drollige Duo wieder einmal als perfektes Paar präsentiert hatte. Jürgen Klinsmann staunte mit: »Die Vorlage war ein Genuss. Bei dem Tor haben sich zwei gesucht und gefunden.« Wie üblich bei Jungsfreundschaften, werden die aber gelegentlich auch auf eine harte Probe gestellt. So auch in Köln: Da wurde dem mit Sprechchören gefeierten Lokalmatadoren doch ausgerechnet in seinem Heimspiel vom bayerischen Kumpel die Pille weggeschnappt, als »Prinz Poldi« sie gewohnt unbarmherzig zu versenken gedachte. »Dabei hab' ich noch 'Leo' gerufen«, berichtete der wahrscheinlich um (s)ein Tor Geprellte. Mit »Leo« - des Fußballers Aufforderung an den Teamkollegen, wegzubleiben - fühlte sich Schweinsteiger jedoch nicht angesprochen. »Er hat mir gesagt, dass er mir dafür beim nächsten Mal einen auflegt«, erzählte Podolski vom schnellen Versöhnungsangebot.
Die beiden sind schon eine Marke. Und wenn das so weitergeht, liefern »Schweini« und »Poldi« wohl bald die Vorlage zu einer Kicker-Comic-Serie. Vor allem Podolski wird in Köln schon jetzt als Kultfigur verehrt. Und das ist für ihn nicht immer so lustig.

Artikel vom 20.06.2005