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Autohersteller fordern
einen »Benzingipfel«

Ölpreis in New York auf neuem Allzeithoch

New York/Hamburg (dpa). Öl und Benzin sind derzeit so teuer wie noch nie. In New York kletterte der Ölpreis am Freitagabend auf ein Allzeithoch von 58,55 Dollar pro Barrel (159 Liter).

In der vergangenen Woche mussten die Autofahrer in Deutschland an Markentankstellen ebenfalls Rekordpreise bezahlen: Super kostete durchschnittlich 1,24 Euro, Diesel 1,09 Euro.
Als Grund für das unaufhaltsame klettern des Ölpreises wurde in New York die Sorge vor unzureichenden Kapazitäten der Ölraffinerien genannt. Der Preis für Rohöl zur Juli-Auslieferung schoss daraufhin im elektronischen Handel am New Yorker Warenterminmarkt Nymex über die 58-Dollar-Marke. Der bisherige Höchststand war am 4. April mit 58,28 Dollar je Barrel notiert worden. In den USA beginnt allmählich die Ferienzeit und damit die Hauptreisesaison mit der Nachfragespitze für Benzin. Am Donnerstag wurden für ein Barrel 56,58 Dollar verlangt.
Wegen der hohen Kraftstoffpreise verlangten Spitzenmanager der deutschen Automobil-Branche ein Eingreifen der Politik. Der für die Marken Opel und Saab verantwortliche Europa-Präsident des Autoherstellers General Motors, Carl-Peter Forster, sagte der »Bild«-Zeitung: »Ein Benzin-Gipfel ist jetzt dringend notwendig, um die Verbraucher zu entlasten. Langes Zögern würde die Konjunktur gefährden. Autofahren muss erschwinglicher werden.« Der Ford-Vorstandschef Bernd Mattes meinte: »Die Belastung der Autofahrer ist zu hoch. Jede Möglichkeit zur Kostensenkung sollte geprüft werden.«
Einem Benzin-Gipfel bei der Bundesregierung räumen Experten kaum realistische Chancen ein. Die Verbraucherpreise für Mineralölprodukte liegen in Deutschland vor allem deshalb höher als in den meisten anderen Ländern der EU, weil die Steuerbelastung höher ist. Ohne Steuern lägen die deutschen Benzinpreise in Europa auf Platz 20 unter 25 Staaten, mit Steuern jedoch auf Platz 4.
Die Verbraucher könnten also durch eine Entlastung bei der Mineralöl-, Öko- oder Mehrwertsteuer besser gestellt werden. Das ist aber wegen der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte unwahrscheinlich. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer um vier Prozentpunkte, die gegenwärtig diskutiert wird, würde hingegen das Benzin weiter verteuern, um etwa vier bis fünf Cent je Liter.

Artikel vom 20.06.2005