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Geistliche Chormusik

Saisonabschlusskonzert des Bielefelder Musikvereins


Bielefeld (WB). Geistliche und weltliche Chormusik Felix Mendelssohn-Bartholdys stand auf dem Programm des Saisonabschlusskonzertes am Donnerstag Abend des Musikvereins der Stadt Bielefeld in der Oetkerhalle. Die Kantaten »Die letzte Walpurgisnacht« und »Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser« wurden zu Gehör gebracht, und als Zugabe fügten die Musiker noch die Psalmvertonung des 55. Psalms hinzu.
Die erste Walpurgisnacht, ein Stück, dem eine Goethesche Ballade zugrunde liegt, entstand zwischen 1830 und 1832. Sie beginnt mit einer ausgedehnten Ouvertüre, »Das schlechte Wetter« überschrieben, in welcher das Orchester mit bravouröser Präzision und Präsenz dem weichen Dirigat Wolfgang Helbichs folgte. Besonders klangschön waren die Soli der Hörner gestaltet. Im ersten Satz begann nun »Ein Druide«, Clemens-C. Löschmann, zu deklamieren, der seine Stimme leichtfüßig über das Orchester erhob und auf den der Chor kraftvoll antwortete.
In der zweiten Nummer entstand ein Dialog zwischen den Frauenstimmen des Chores und der Altistin Alexandra Rawohl, welche mit ihrer warmen, weichen Stimme unaufdringlich auch bis in den letzten Winkel des Saales zu hören war. Bemerkenswert auch die Homogenität des Frauenchores in diesem Satz. Voll und inbrünstig dagegen der Folgende, in dem Christoph Nagler seinen Bariton voll aussingen konnte. Im ungewöhnlichen Duett mit der Oboe war es ihm sowohl möglich, die Wärme des Instrumentes zu imitieren als auch die kraftvolle Rolle des »Priesters« auszugestalten.
Theatralisch aufs glänzendste gemacht war nun der »Chor der Wächter der Druiden und des Heidenvolkes«. Mendelssohns faible für Hexenspuk konnte von Helbich und dem Musikverein herausgearbeitet werden. Schade bloß, dass das Orchester zeitweilig den Chor zudeckte. Jedoch konnte darüber durch die eindrucksvoll erzeugte Spannung in den Piano-Stellen hinweggesehen werden.
Nach der Pause fügte der Chor noch eine Hymne nach Psalm 55, 2-8 dem Programm hinzu. In diesem Stück für Sopran, Chor und Orchester ließ Melanie Kreuter ihre Stimme farbenreich leuchten; kraftvoll und glatt füllte sie den Saal mit Klang, vom Chor, der hier eher eine begleitende Funktion hatte, tonschön untermalt.
Zum Abschluss brachten die Musiker die Vertonung des 42. Psalms (»Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser«) zu Gehör. Melanie Kreuter konnte dem Stück, das hohe Anforderungen an die Sänger stellt, leider nicht ganz gerecht werden, obwohl sie mit ihrem klarer, schwingenden Sopran souverän die Solo-Partie meisterte. Der Chor dagegen beeindruckte mit zarten, weichen Piano-Klängen.

Artikel vom 18.06.2005