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Ärzte wollen
Uni-Kliniken
lahm legen

Nur Notfälle werden behandelt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Der Arbeitskampf an den 35 Universitäts-Kliniken in Deutschland wird verschärft. Da die Gespräche mit den Landesregierungen bisher zu keinem neuen Tarifvertrag geführt haben, kommt es jetzt zu den ersten Streiks.

Den Anfang macht Baden-Württemberg. Der Marburger Bund hat alle Landesangestellten, die als Ärztinnen und Ärzte an den Uni-Kliniken Mannheim, Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm beschäftigt sind, am Montag zu einem Warnstreik aufgerufen.
Für drei Wochen sollen in den Spezialambulanzen nur noch Notfälle behandelt werden. Anfang August soll dann an fünf Tagen der allgemeine Klinikbetrieb komplett lahmgelegt werden. An dieser Streikaktion beteiligen sich auch die Uni-Kliniken Marburg, Gießen und Frankfurt in Hessen.
Auch in Nordrhein-Westfalen seien Aktion nicht auszuschließen, sagte die Sprecherin des Marburger Bundes, Anna von Borstell dieser Zeitung. Auch aus anderen Bundesländern gebe es bereits Signale, dass auch dort weitere Protestaktionen vorbereitet werden. Am Freitag sei in München das weitere Vorgehen abgestimmt worden. Ferner seien dem Verband der Universitätskliniken Gespräche angeboten worden, um gemeinsam für bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen und damit deutsche Uni-Kliniken international konkurrenzfähig zu halten.
Die tarifliche Absicherung von Weihnachts- und Urlaubsgeld und die Tarifvorschriften zur Arbeitszeit müssten wieder hergestellt werden. Deren Kündigung führe bei gleichem Arbeitsumfang schnell zu Einkommensverlusten von bis zu zehn Prozent. Am 2. und 3. Mai hatte es bereits die ersten Protestaktionen an deutschen Universitäts-Kliniken gegeben, an denen sich 4000 Ärzte beteiligten.
Auch bei der Ausgestaltung des neuen Tarifvertrages im öffentlichen Dienst an kommunalen Krankenhäuser ist es nach Angaben des Marburger Bundes zu einer dramatischen Zuspitzung gekommen. Auch hier versuchten die Arbeitgeber eine generelle Absenkung der Gehälter von Krankenhausärzten durchzusetzen. Das Gegenteil sei hingegen nötig. Bis zu 30 Prozent mehr für Ärzte im Krankenhaus würden benötigt, um ausreichend qualifizierten Nachwuchs zu finden.
Nach dem Willen der Arbeitgeber sollen Neueinsteiger vom 1. Oktober 2005 an einen Gehaltsverlust von 15 Prozent hinnehmen. Noch gelte an den kommunalen Krankenhäusern die Friedenspflicht. Hier werde es zu bundesweiten Streiks kommen, wenn die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt werden, sagte von Borstell dieser Zeitung, sagte. Der Marburger Bund stehe Gewehr bei Fuß.

Artikel vom 18.06.2005