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Tödliche Amokfahrt: belastendes Gutachten


Bielefeld (hz). Acht Monate nach der Amokfahrt mit einem Porsche durch die Innenstadt - Unfallopfer Oktay K. (21) wurde am 30. Oktober 2004 mitten auf der Jöllenbecker Straße vom Sportwagen erfasst und starb zweieinhalb Monate später im Krankenhaus - belastet ein vor kurzem erstelltes lichttechnisches Gutachten Todesfahrer Heiko F. (27) aus Minden. Demnach war Oktay K., der im Dunkeln zu Fuß die Fahrbahn überquert hatte, aus einer Entfernung von 45 Metern für den Porschefahrer zu sehen gewesen. Das Fazit des Gutachters: Heiko F. hätte beim Einhalten von Tempo 50 jederzeit vor dem Fußgänger halten können.
Trotzdem, so ergab die Unfallaufnahme durch die Polizei, sei Heiko F. mit seinem Sportwagen von der rechten auf die linke Spur der »Jöllenbecker« gezogen und habe den 21-Jährigen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit umgefahren. Wie mehrfach berichtet, flüchtete der vermutlich angetrunkene Mindener und stellte sich erst eine Woche später der Polizei. Einen Führerschein besaß Heiko F. nicht - der war ihm längst entzogen worden.
Was den 27-Jährigen aber nicht davon abhielt, seinen Porsche schon lange vor der Bielefelder Amokfahrt quer durch Deutschland zu steuern. Rechtsanwalt Dr. Holger Rostek, der die Angehörigen des getöteten Oktay K. vertritt, bestätigte auf Anfrage, dass der Mindener bereits Ende Juni 2004 in Hamburg von der Polizei im Sportwagen gestoppt worden war. Vorm Amtsgericht in seiner Heimatstadt Minden ist daher Anklage gegen Heiko F. erhoben worden. Rechtsanwalt Rostek: »Ich hoffe jetzt auch im Fall der Amokfahrt, dass die Staatsanwaltschaft schnell Anklage erhebt. Die Familie des toten 21-Jährigen leidet entsetzlich unter dem Verlust des Sohnes.«

Artikel vom 18.06.2005