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Polin verkauft ihr Baby
an deutschen Millionär

10 000 Euro für Säugling - vier Haftbefehle

Von Christian Althoff
Krefeld (WB). In Krefeld hat eine Polin (32) am Montagabend ein Mädchen zur Welt gebracht und es für 10 000 Euro verkauft. Polizisten nahmen kurz darauf vier Tatbeteiligte fest.

Ein Krefelder Millionär (73) und seine Lebensgefährtin (48) sollen das Baby »bestellt« haben. Den Kontakt zu der in Polen lebenden Schwangeren (32) hatte eine befreundete Deutsch-Polin (32) vermittelt.
Die in ärmlichen Verhältnissen lebende Schwangere war in der vergangenen Woche nach Deutschland gereist. In der Wohnung der Vermittlerin brachte sie Montag im Beisein der künftigen »Eltern« ein Mädchen zur Welt. Gegenüber der Hebamme, die bei der Hausgeburt geholfen hatte, gab die Mutter die Personalien der Krefelderin an. Nachdem die Hebamme die Papiere ausgefüllt hatte und gegangen war, übergab die Polin das Kind an das Paar und erhielt 10 000 Euro. Das Paar fuhr mit dem Säugling nach Hause, wo wenig später Polizisten klingelten. Sie sollen einen Tipp aus dem Umfeld des Millionärs erhalten haben. Die Beamten brachten das nur 1950 Gramm schwere Mädchen, das vier Wochen zu früh zur Welt gekommen war, ins Krankenhaus, wo es derzeit versorgt wird.
Gegen alle vier Beteiigten sind Haftbefehle wegen Kinderhandels erlassen worden - eine Straftat, die mit bis zu fünf Jahren Haft bedroht ist. Polizeisprecher Wolfgang Lindner: »Die Käuferin des Kindes hat die Tat lange vorbereitet. Sie hatte schon vor Monaten in ihrem Umfeld erzählt, sie werde Mutter, und hatte sich entsprechend gekleidet.«
Die Zukunft des Kindes ist ungewiss: »Da es sich um ein polnisches Mädchen handelt, sind wir nicht zuständig«, sagte gestern ein Sprecher des Krefelder Jugendamtes, das sich vorläufig um das Baby kümmert.

Artikel vom 17.06.2005