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Filmpremiere im Schweinestall

Jördis Triebel dreht »Emmas Glück« an der Seite von Jürgen Vogel

Von Patrick Poch (Text und Foto)
Recklinghausen (WB). Recklinghausen ist ein Dorf. Ein ganz besonderes: Es besteht aus einem einzigen Bauernhof und liegt mitten im Bergischen Land, 40 Kilometer östlich von Köln. Die ideale Kulisse für den Kinofilm »Emmas Glück«, der noch bis zum 5. Juli 2005 unter der Regie von Sven Taddicken gedreht wird und 2006 zu sehen ist.
»Mein Gott, können Schweine groß sein!« Jördis Triebel und Jürgen Vogel lernen das Landleben kennen.

»Ich find«s herrlich hier«, verrät Jördis Triebel mit Blick auf die umliegenden, hügeligen Wälder und Wiesen. Die 27-jährige spielt ihre erste Film-Hauptrolle, und das gleich an der Seite von Schauspiel-Star Jürgen Vogel. Nicht nur die Arbeit vor der Kamera, auch das Leben in ländlicher Idylle ist für die gebürtige Berlinerin neu: »Ich bin ein echtes Großstadtkind«, sagt Jördis. Deshalb hat sie vor Drehbeginn drei Wochen lang »Nachhilfe« genommen: Auf einem Bio-Bauernhof im Münsterland lernte sie den Umgang mit Schweinen und Hühnern, war sogar beim Schlachten dabei.
Berührungsängste mit den Tieren gab es nur zu Anfang: »Mein Gott, können Schweine groß sein.« Jetzt bewegt sie sich routiniert zwischen Ferkeln, Säuen und Ebern. Passiert ist dennoch etwas: »Ein Schwein hat mir doch glatt in den Arm gebissen. Das war aber meine Schuld, weil ich einen Apfel im Ärmel versteckt hatte, um das Tier für die Aufnahmen dicht bei mir zu halten.«
Aber wäre Jördis Triebel zimperlich, hätte sie die Rolle erst gar nicht bekommen: Die von ihr verkörperte Emma lebt alleine als Schweinezüchterin auf dem herunter gekommenen und völlig überschuldeten Hof ihrer Vorfahren. Ihre Tiere behandelt sie mit viel Liebe und Respekt bis hin zum beinah zärtlichen Schlachten. In dieses Landleben rast Max (Jürgen Vogel) mit seinem Jaguar. Die Nobelkarosse zerschellt an einer Wand. Im Autowrack liegen der bewusstlose Fahrer und eine Tüte randvoll mit Geld. Emmas Glück scheint perfekt: Sie hat keine finanziellen Sorgen mehr und dazu noch den langersehnten Mann.
Wie um ihre Tiere kümmert sie sich nun auch um Max. Doch der hat leider jede Menge Probleme: Das Geld und das Auto sind gestohlen. Er war auf der Flucht nach Mexiko, um sich einen sorgenfreien Lebensabend zu machen. Denn sein Bauchspeicheldrüsenkrebs ist unheilbar. »Eine wunderbare Rolle«, schwärmt Jördis Triebel von ihrem ersten Kino- Auftritt. Damit es nicht ihr letzter bleibt, hat sie ihre Engagements am Schauspielhaus Zürich und am Bremer Theater gekündigt. »Ganz ohne Theater möchte ich aber nicht sein«, verrät die Berlinerin. Dennoch freut sie sich auf neue Film- oder Fernsehangebote, trotz der ungewohnten Arbeitsweise: »Es ist komplett anders, ein Stück so zerstückelt so spielen, wie es der Drehplan fordert. Und schwierig, den Spannungsbogen zu halten.« Eine große Stütze ist momentan vor allem ihr Film-Partner Jürgen Vogel: „Er bringt mich immer wieder dazu, gelassen zu bleiben.«

Artikel vom 24.06.2005