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Kaum noch Hygiene-Mängel

Wettbewerb zwingt Betriebe in OWL zu höchster Lebensmittelsicherheit

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). In ihren Produktions- und Lagerräumen achten die ostwestfälisch-lippischen Firmen mehr denn je auf Hygiene. »Die Sauberkeit hat sich deutlich verbessert«, sagte gestern Dieter Stanislawski vom Gutachterbüro Gistazert in Hannover dieser Zeitung.

Stanislawski und seine Kollegen überprüfen in Ostwestfalen-Lippe, ob fleischproduzierende Betriebe wie Westfleisch (Rheda-Wiedenbrück) die Anforderungen des International Food Standards (IFS) erfüllen. Der IFS wurde vor zweieinhalb Jahren von großen deutschen Handelsketten wie Edeka und Rewe eingeführt und gibt den Lieferanten strenge Regeln für die Lebensmittelsicherheit vor. »Der IFS ist inzwischen nicht mehr wegzudenken, Betriebe, die nicht mitmachen, werden ihre Waren nicht los«, betonte Stanislawski.
Um das begehrte Zertifikat, das inzwischen auch in Frankreich eingeführt wurde, zu bekommen, müssen die Betriebe 280 Fragen beantworten. Je nach Antwort vergeben die Gutachter Punkte. Wer die Mindestanforderungen wenigstens zu 75 Prozent erfüllt, bekommt das Zertifikat. Unter anderem wird von den Betriebsinhabern gefordert, dass sie alle Fenster mit Splitterschutzfolie bekleben lassen.
Die chemischen Untersuchungsämter der Stadt Bielefeld und des Kreises Paderborn stellen in ihrem Jahresbericht 2004 fest, der IFS habe einen »Schub in Richtung verbesserter Hygienemaßnahmen, nachhaltiger Dokumentation und Ausbau der Qualitätsmanagementsysteme« ausgelöst. »Das Hygienebewusstsein ist besser geworden«, bestätigte Dr. Helga Schön vom Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Kreises Gütersloh. Abgesehen vom International Food Standard fordere die Lebensmittelhygieneverordnung, dass Betriebsinhaber und ihre Angestellten einmal im Jahr eine Hygieneschulung absolvieren und dies dem Amt nachweisen. Ganz verschwunden seien Mängel bei der Hygiene nicht, erklärte Schön und verwies auf nicht ordentlich aufbewahrte Schutzkleidung, zweckentfremdete oder blockierte Waschbecken, unzureichende Desinfektion oder Spinnweben.
Zu den Sorgenkindern der Vergangenheit gehörte Bier aus Schankanlagen und Speiseeis. Aber auch hier sind die Beanstandungsquoten rückläufig. Die chemischen Untersuchungsämter Bielefeld und Kreis Paderborn monieren in ihrem Jahresbericht nur noch 17 Prozent der 153 gezapften Bierproben und 19 Prozent der 320 Speiseeiserzeugnisse. Bei der mikrobiologischen Untersuchung stießen sie auf Coliforme Bakterien, was auf Mängel bei Produktions- und Betriebshygiene hindeute. Coliforme Bakterien sind Darmbakterien, die zu Durchfall führen können.
S. 4: Kommentar

Artikel vom 17.06.2005