30.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die »Mode mit Humor«
drückt Lebensfreude aus

Friederike von Müller und ihre Modemarke »Puddingtown«

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Betritt man das Modegeschäft von Friederike von Müller, dann scheint es, als komme man in eine andere Zeit oder gar eine andere Welt: Die bunte Tapete erinnert an die 70er Jahre, durch Einrichtung und Aufmachung des Ladens »Puddingtown« fühlt sich der Kunde in die coolen Boutiquen des Prenzlauer Bergs in Berlin oder des Karo-Viertels in Hamburg versetzt.

Genau das ist auch die Intention von Friederike von Müller, die sich seit 2004 mit ihrem Mode-Label »Puddingtown« in der Große-Kurfürsten-Straße selbständig gemacht hat. »Der Laden ist eine Mischung aus Atelier und Showroom«, erklärt die 37-Jährige ihr Konzept. Während sie in einem Raum entwirft und schneidert, steht im anderen die Mode zum Verkauf. »So sieht der Kunde, dass gearbeitet wird, und eine direkte Zusammenarbeit ist möglich«, benennt die Modeschöpferin die Vorteile.
Dazu passt, dass fast sämtliche Stücke, die Friederike von Müller fertigt, Unikate oder in sehr geringer Auflagenzahl zu kaufen sind. »Ich mache Lieblingsstücke«, lächelt sie selbstbewusst. Für ihre Mode nutzt sie dabei eher ungewöhnliches Material: Tischdecken oder andere originale Stoffe seit den 1950er Jahren. Auch in der Ladengestaltung findet sich das Küchenthema wieder. Mit diesen teils schrillen Mustern und Drucken hat die Designerin eine bestimmte Absicht: »Ich will Lebensfreude ausdrücken und Humor widerspiegeln.«
Dabei ist es für Friederike von Müller nicht so einfach, das passende Material für ihre Mode zu finden, denn es sollen keine Retro-Nachdrucke sein. Auf Flohmärkten weltweit, über das Internet und auch in der Brockensammlung findet sie Passendes und fertigt daraus Kleider, die in Frauenzeitschriften in der ganzen Republik bekannt gemacht werden.
Ihre Liebe zur Mode erkannte Friederike von Müller schon früh: »Mit 13 oder 14 Jahren habe ich mit einer Flickenhose angefangen. Danach habe ich einfach alles zusammengekloppt, aber ohne Schnitt. Das war furchtbar«, erzählt sie lächelnd. Der Berufswunsch war jedoch geboren. Nach einer Lehre zur Schneiderin besuchte sie die Fachhochschule in Bielefeld, wo sie Modedesign studierte. »Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht«, sagt Friederike von Müller. Im Anschluss an ihr Studium zog es sie aus Bielefeld in die große weite Welt: nach New York. Im »Big Apple« arbeitete sie als Designerin für bekannte Modemarken wie »Ecko Red« und »The GAP«. Für die Andy-Warhol-Stiftung entwarf sie Handtaschen, Schals und andere Accessoires.
In der Metropole traf Friederike von Müller aber die Entscheidung, nach Bielefeld zurückzukehren, um dort ihr eigenes Mode-Label zu gründen. »Puddingtown« - eine Hommage an Bielefelds Spitznamen, mit dem sich Freunde der Modedesignerin in Briefen stets von ihr verabschiedeten. Und Bielefeld wurde nicht nur Namensgeber des Labels, sondern auch ein Thema in der Kollektion. Neben humorvollen T-Shirts - als Persiflage der »I love N.Y«-Shirts - war der erste Gedanke zur Kollektion ein Regenmantel. »Das ist hier ja wichtig«, lacht die Designerin und fertigte einen solchen in Anmutung einer 60er Wachstischdecke.
Der rosa Regenmantel findet auch prominente Käufer. In Kölner und Berliner Boutiquen erstanden die TV-Moderatorinnen Ruth Moschner (»Freitag-Nacht-News«, »Big Brother«) und Enie van de Meiklokjes das Modestück.
Nicht immer ist die Fertigung der ungewöhnlichen Mode made in Bielefeld einfach, weil die Größe einerTischdecke auch die Schnittform eines Kleidungsstückes bestimmt. »Der Zuschnitt selbst gleicht mitunter dem Malen eines Bildes«, gibt Friederike von Müller Einblick in ihre abwechslungsreiche Arbeit.
Ihrem Dasein als Selbständige seit 2004 kann Friederike von Müller auch einige Vorteile abgewinnen: »Als mein eigener Chef muss ich keine Kompromisse mehr machen.«
Doch nicht nur ihre eigene Arbeit soll in der gemütlichen Boutique im Bielefelder Westen verkauft werden. Schon jetzt gibt es Handtaschen und Accessoires von Designern aus ganz Deutschland. »Früher oder später möchte ich Bielefelder Designern eine Plattform bieten«, formuliert Friederike von Müller ihr Ziel. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, doch die Modeschöpferin ist zuversichtlich: »Der Laden wird immer besser angenommen. So etwas muss einfach wachsen«, hofft sie, dass sie in Bielefeld bald noch mehr Beachtung findet. Dank Internet und Publikationen in Frauenzeitschriften hat sie mittlerweile schon einen bekannten Namen.
Die Bielefelder Kundschaft wird von ihr mit offenen Armen empfangen: »Wenn das Licht brennt, ist geöffnet, und man kann mich besuchen.« Ansonsten gibt es die geregelten Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags, 13 bis 18 Uhr, samstags, 11 bis 15 Uhr, und nach Absprache.
Mehr Informationen und der Modekatalog im Internet:
www.puddingtown.com

Artikel vom 30.07.2005