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»Ferkelbilder« auf Uni-Computer

Mathematik-Doktorand akzeptiert Geldbuße im Pornographie-Prozess


Bielefeld (uko). Ausgerechnet auf den Computerdateien eines Doktoranden der Universität Bielefeld ist Kinderpornographie gefunden worden. Das Strafverfahren gegen den 24-jährigen wurde vom Amtsgericht nun gegen Zahlung von 450 Euro Geldbuße eingestellt.
In der mathematischen Fakultät der Universität war man auf die Anhäufung von »Ferkelbildern«, so Amtsrichter Hermann Schulze-Niehoff, durch eine Routineüberprüfung gekommen. Die pornographischen Dateien mit unzweideutigen Darstellungen von kleinen Kindern befanden sich Anfang März 2004 pikanterweise auf dem Computer-Zugang eines Doktoranden der Fakultät: Der 24-jährige Alexander W. (Name von der Redaktion geändert) stammt aus Rußland und ist Mitglied eines Forschungsprojektes mit seinem Austauschland.
Obendrein wird der Aufenthalt des jungen Russen in Deutschland auch noch finanziert: Durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD).
Die Existenz der pornographischen Machwerke auf seinem Account konnte Alexander W. nicht leugnen, indes stritt er die Verantwortung dafür vehement ab. Immerhin gebe es auch in der mathematischen Fakultät der Uni sogenannte Super-User. Das seien also neun Personen, die Zugang zu jedem auch mit Passwörtern und Codes gesicherten Bereich hätten.
Hermann Schulze-Niehoff hatte zur Beweisaufnahme daher auch Zeugen aus der Fakultät geladen, doch zu deren Anhörung kam es jetzt vor dem Amtsgericht nicht mehr. »Sie sind nicht in der Position, hier viel zu fordern«, versetzte der Jurist den Erwartungen des Angeklagten einen herben Dämpfer. Einen Freispruch gebe es »nur bei einem vernünftigen Grund«, meinte der Amtsrichter, »allein abstrakte Gründe reichen für einen Freispruch nicht aus«.
Alexander W. willigte daher in die Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung eines Bußgelds von 450 Euro ein. Nach Ansicht von Hermann Schulze-Niehoff eine weise Entscheidung: »Irgendetwas bleibt an der Uni an Ihnen hängen. Doch eine Verurteilung wäre für Sie ein Desaster.«

Artikel vom 18.06.2005