18.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nicht um Kinder gekümmert

Ärzte belasten Mutter nach dem Tod des kleinen Manuel


Bielefeld (uko). Der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen die Bielefelderin Simone K. ist der »Tag der Mediziner« gewesen. Dabei wurde die des Totschlags ihres kleinen Jungen verdächtigte Mutter schwer belastet. Sie habe sich wenig um ihre kranken Kinder gekümmert, dagegen jedoch bereitwillig Termine mit Medienvertretern wahrgenommen.
Das Schwurgericht des Landgerichts versucht in einem Indizienprozess Licht in das Dunkel um den Tod des kleinen Manuel zu bringen. Nach dem Brand des Hauses der Großfamilie K. am 20. Juli 2004 waren die drei Kleinkinder René (damals dreieinhalb Jahre), Manuel (22 Monate) und Maikel (10 Monate) wegen des Verdachts der Rauchgasinhalation in der Kinderklinik Bethel aufgenommen worden.
Manuel wurde entlassen, stand dann am Nachmittag des 24. Juli noch quietschfidel als Besucher am Krankenbett von Bruder Maikel.
Um 19.53 Uhr am selben Abend wurde ein Notarzt zum Notquartier der Familie zur Walter-Werning-Straße nach Hillegossen gerufen: Manuel »war zu dem Zeitpunkt tot«, sagte gestern Dr. Rainer B. Nach der Wiederbelebung funktionierte das Herz-Kreislauf-System wieder, doch die Ärzte registrierten am Folgetag irreparable Hirnschäden. Am 26. Juli 2004 wurde der Hirntod festgestellt.
Alle am Freitag gehörten Ärzte der Kinderklinik konnten den plötzlichen Atemstillstand und das Herz-Kreislauf-Versagen des Jungen nicht erklären. Das Phänomen des plötzlichen Kindstodes könne nicht als Ursache herhalten, dafür sei Manuel zu alt gewesen. Allein Dr. Felix R. wagte als Zeuge eine Vermutung: »Nur Ertrinken kann bei einem Zweijährigen zu einem solchen Zustand führen.«
In der Tat vermutet die Anklageschrift, Simone K. habe Manuel erstickt. Fraglich ist, ob Erbrochenes in Hals und Lungenflügeln des Jungen ursächlich für den Tod oder als Folge des Atemstillstandes zu werten ist. Der Münsteraner Rechtsmediziner Dr. Karger hatte sich in seinem Gutachten eindeutig festgelegt. Der Gutachter soll nun am kommenden Verhandlungstag, Freitag, 24. Juni, gehört werden.
Nicht nur die Kinder von Simone K., sondern »sämtliche Kinder der Familie waren schon einmal mit ähnlichen Symptomen bei uns in der Kinderklinik«, sagte Arzt Dr. Felix R. gestern. Die Häufung dieser »unklaren Ereignisse«, also Atemstillstand oder krampfartiges Luftholen, war ebenso registriert worden, wie man die »Distanz« der Simone K. zu ihren stationär behandelten Kindern sehr wohl bemerkte und notierte.
Staatsanwalt Christoph Mackel hielt der Angeklagten dagegen gestern ihr Engagement vor, sich für Medienfotos bereitwillig zur Verfügung gestellt zu haben. Sie habe die Kinder zum Fotografieren an die Scheibe eines Fensters gehalten, habe sich im übrigen nicht sehr um die Kinder gekümmert.

Artikel vom 18.06.2005