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Ullrich fast in Tour-Form

Bei T-Mobile dreht sich munter das Fahrer-Karussell

Ulrichen (dpa). Im Zeitfahren ist Jan Ullrich bereits top, an seiner Bergfestigkeit muss er allerdings noch arbeiten.

13 Tage vor dem Start der Tour de France konnte der T-Mobile-Kapitän eine alles in allem gelungene Generalprobe in der Schweiz bilanzieren. Bei der 69. Tour de Suisse musste sich der Vorjahressieger Ullrich gestern mit Rang drei begnügen und Aitor Gonzalez aus Spanien den Sieg überlassen. Aber ein erneuter Gesamtsieg in der Schweiz hatte für Ullrich vor dem Saisonhöhepunkt in Frankreich ohnehin nicht Priorität.
»Die Tour de Suisse war genau das, was ich noch gebraucht habe. Bis zur optimalen Tourform kann ich noch ein bisschen draufpacken«, sagte Ullrich, der gestern auf der von Solosieger Gonzalez beherrschten »Königsetappe« den Podiumsplatz nur mit fünf Sekunden vor dem Luxemburger Frank Schleck sicherte. Gonzalez ist nach Manuel Fuente (1973) erst der zweite Spanier, der in der Schweiz gewinnen konnte.
Bis zum Start der 92. Tour de France am 2. Juli in Fromentine an der Atlantikküste steht neben der Team-Präsentation am Mittwoch in Bonn nur noch leichtes Training in der Schweiz auf Ullrichs Programm. Ein Start bei den deutschen Meisterschaften am 26. Juni in Mannheim ist unwahrscheinlich. »Ein bisschen fehlt ihm bei den Anstiegen noch. Bis zum Tourstart muss noch ein Kilo runter. Aber Jan ist super motiviert und gut drauf - kein Vergleich mit dem Vorjahr«, meinte Betreuer Rudy Pevenage nach der Generalprobe seines Schützlings.
Ullrich, der zum Auftakt das Einzelzeitfahren eindrucksvoll gewann und damit seinen ersten Saisonsieg gefeiert hatte, ließ in der Schweiz seinem künftigen Team-Kollegen Rogers (25) im Gesamtklassement den Vortritt auf Platz zwei. »Wir sind uns mit Rogers einig. Wann er unterschreibt und welche Laufzeit der Vertrag hat, steht noch nicht fest«, erklärte T-Mobile-Sprecher Luuc Eisenga, der abstritt, dass der spektakuläre Transfer des zweifachen Zeitfahr-Weltmeisters und Deutschland-Tour-Siegers von 2003 in Zusammenhang mit dem möglichen Weggang von Alexander Winokurow stehen könnte: »Wino hat noch keinen neuen Vertrag bei uns unterzeichnet. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«.
Der Rogers-Wechsel verspricht nicht die einzige Umwälzung bei T-Mobile zu sein, was auch Auswirkungen für die Tour haben könnte. Matthias Kessler will - wie in der Schweiz zu hören war - 2006 zu Gerolsteiner. »Wir haben Kontakte. Es ist aber nichts spruchreif«, sagte Gerolsteiner-Manager Hans-Michael Holczer.
Anders als sonst bei Rundfahrten üblich, war die letzte Etappe gestern kein Schaulaufen. Die letzten 100 Kilometer rund um Ulrichen mit drei Steigungen der höchsten Kategorie über Nufenen-, Gotthard- und Furka-Pass stellte das Gesamtklassement auf den Kopf. In einer furiosen Fahrt entriss der Vuelta-Gewinner von 2001, Gonzalez, dem Australier Rogers am letzten Tag noch das Gelbe Trikot und siegte mit 22 Sekunden Vorsprung. Auf Ullrich hatte Gonzalez 1:36 Minuten Vorsprung.
Der Steinhagener Jörg Ludewig (Domina Vacance) wurde in der Gesamtabrechnung 26.

Artikel vom 20.06.2005