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DLV-Männer siegen sicher

LA-Europacup: Frauen starke Dritte

Florenz (dpa). Die deutschen Leichtathleten spielen im europäischen Konzert wieder die erste Geige.

Das Männerteam wuchs beim Europacup in Florenz über sich hinaus und verteidigte gestern seinen im Vorjahr erkämpften Titel mit 113 Punkten mit einem energischen Schlussspurt vor Frankreich (104) und Italien (98). Die Frauen wurden nach Rang vier 2004 in Bydgoszcz diesmal sogar Dritte (93), knapp hinter Polen (94). Top-Favorit Russland (131,5) feierte den neunten Sieg in Serie. Absteiger aus der Superliga sind bei den Männern völlig überraschend Großbritannien sowie Tschechien, bei den Frauen Italien und Griechenland.
»Unsere Erwartungen sind nicht enttäuscht worden. Dass die Männer so deutlich gewinnen, konnten wir nicht erwarten. Schade, dass die Frauen den zweiten Platz um einen Punkt verpasst haben«, meinte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). »Es herrscht eine prima Stimmung in der Mannschaft.« Als Pluspunkte neben sechs Einzelsiegen nannte Mallow auch die langen Sprintstaffeln, die erstmals die WM-Norm erfüllten.
Mann des Tages war Dreisprung-Routinier Charles Friedek: Der Ex-Weltmeister aus Leverkusen blieb bei 30 Grad im Schatten ganz cool und landete seinen letzten Versuch bei siegbringenden 17,20 Metern. »Das zeigt, dass er ein Springer zwischen Genie und Scheitern ist«, sagte Mallow. Das stark verjüngte DLV-Team knüpfte an alte Erfolge an und zeigte sich sieben Wochen vor den Weltmeisterschaften in Helsinki (6. bis 14. August) für den Saisonhöhepunkt gerüstet.
Mit vier Disziplinsiegen legten die Männer den Grundstein für den Erfolg: Die optimale Ausbeute von acht Punkten steuerten neben Friedek Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg), Weitspringer Nils Winter und Speerwerfer Mark Frank (Rostock) zum Cup-Gewinn bei. Bei den Frauen war auf die Routiniers Verlass: Die Olympia-Zweite Steffi Nerius (Leverkusen/Speer) und Ex-Weltmeisterin Franka Dietzsch (Neubrandenburg/Diskus) waren einmal mehr siegreich. Dazu kamen insgesamt neun zweite Plätze. 29 DLV-Athleten haben bisher die Anforderungen für einen WM-Start in Helsinki erfüllt.
Youngster Fabian Schulze (Kornwestheim/Ludwigsburg) verpasste mit 5,40 Metern die WM-Norm, sein Vereinskollege Tobias Unger machte es etwas besser: Über 200 Meter musste sich der Hallen-Europameister in 20,36 Sekunden nur dem Briten Christian Malcolm (20,15) geschlagen geben.
Für große Aufregung hatte schon vor dem ersten Startschuss 3000-Meter-Läuferin Antje Möldner gesorgt: Die 21-Jährige vom SC Potsdam gab vor einem Bluttest ein Asthma-Medikament zu Protokoll, dessen Wirkstoff erst seit kurzem auf der Liste der verbotenen Substanzen steht. Der DLV strich Möldner sofort aus dem Kader. »Ich will gar nicht daran denken, was hätte passieren können, wenn ich hier gestartet wäre. Gott sei Dank hat der DLV-Mannschaftsarzt im entscheidenden Moment richtig reagiert«, sagte die Läuferin.

Artikel vom 20.06.2005