17.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ein Aushängeschild für den Verein«

15 Jahre Volkstanzgruppe Jöllenbeck - Fest auf dem Gelände des Bauernhaus-Museums

Von Elke Wemhöner (Text)
und Carsten Borgmeier (Foto)
Jöllenbeck (WB). Den Schlunz beherrschen sie ebenso wie den Puttjenter. Und selbst der »Halbe Mond« macht der Trachtengruppe des Heimatvereins Jöllenbeck keine Schwierigkeiten. Denn für ihre Passion, den Volkstanz, üben sie einmal pro Woche - seit 15 Jahren. Dieser »Geburtstag« wird am kommenden Samstag, 18. Juni, ab 14 Uhr auf dem Gelände des Bauernhaus-Museums gefeiert, wo die schmucken Trachten den passenden Hintergrund haben.

Die Tänzerinnen zeigen die westfälische Kirchgangstracht. Zu schwarzem Rock und schwarzer Bluse wurden eine violette Schürze getragen, die mit drei schwarzen Samtstreifen abgesetzt war. Golddurchwirkte Spitze bildete den Saum. Ein weißer kurzer Umhang mit aufwändiger Lockstickerei verziert, wurde von einem schwarzen Schultertuch bedeckt. Die Kopfhaube, die nur sonntags getragen wurde, hatte vorn und hinten Bänder und war mit Goldfäden reich bestickt. Dem Schmuck diente die Gürtelschnalle, die ursprünglich mit Bernstein besetzt war. Dazu trug die Bäuerin Bernsteinschmuck (Kette und auch Ring).
Die Tänzer sind ausgestattet wie es die Ravensberger Leineweber seinerzeit waren. Das Besondere daran: ihre Kleidung war aus verschiedenen Stoffen gearbeitet, denn sie waren sozusagen wandelnde Modelle. Der naturweiße lange Mantel ist aus grobem Leinen gefertigt, die rote Weste aus feinem Leinen und die knielange sandfarbene Hose aus Halbleinen. Die glänzenden Knöpfe sind übrigens versilberte Holzknöpfe, die in großer Zahl aufgenäht sind. Natürlich gehören selbst gestrickte Strümpfe dazu und fest, schwarze Schnallenschuhe. Ein schwarzer Hut mit rundem Kopfteil rundet die Zunfttracht ab. Die Gestaltung der Trachten orientierte sich an Vorbildern, die im Bauernhaus-Museum aufbewahrt wurden, beziehungsweise nach Beschreibungen in der Literatur. Die verwendeten Stoffe stammen aus heimischen Webereien, von Delius (Jöllenbeck) und von Weddiegen (Herford). Genäht wurden die Teile seinerzeit von einem Mitglied der Tanzgruppe und im Laufe der Jahre ist ein kleiner Bestand zusammengekommen.
»Wir haben auch Reservetrachten für neue Mitglieder«, versichert Heimatvereins-Vorsitzender Hans Klöne. Aus seiner Sicht ist die Gruppe ein wichtiges Aushängeschild für den Verein, denn die Gruppe ist gern gesehener Gast bei Veranstaltungen weit über Bielefelds Grenzen hinaus. Dabei vergessen sie aber auch nicht ihr Publikum vor Ort. Jüngst, beim Kulturprogramm auf dem Marktplatz, waren sie dabei und in den Altenheimen des Ortsteils treten sie immer wieder auf.
Ziel ist dabei, altes Brauchtum lebendig zu erhalten und damit auch etwas für die Vielfalt der Kultur zu tun. Dass sich dabei Spaß am Tanz damit verbindet, ist für die Aktiven eine gute Kombination. Und wenn es darum geht, ein Handwerk oder das Werben um das andere Geschlecht tanzend darzustellen, ist auch schauspielerisches Talent gefragt.
Im Repertoire finden sich nicht nur westfälische Tänze, wie eingangs erwähnt, auch Schrittfolgen aus Norddeutschland (beim Lüneburger Windmüller), aus dem Sauerland mit einer Quadrille oder gar aus dem Odenwald (Odenwälder Schnicker) gehören dazu. Bei speziellen Lehrgängen haben sich Jochen und Alltraut Schmeling das Rüstzeug geholt, bringen es dann den anderen bei. Bei besonderen Anlässen wird zudem ein Akkordeon-Spieler engagiert. Sonst sorgt bei Auftritten die Drehorgel für in die Beine gehende Melodien und gelegentlich kommt die Musik auch aus der Konserve.
Wem es nun in den Beinen zuckt und wer Interesse am Mitmachen hat, ist gern gesehen: beim Fest am Bauernhaus-Museum oder dienstags bei den Proben in der alten Turnhalle Am Tie (ab 20 Uhr). Nähere Auskünfte gibt das LeiterEhepaar Schmeling (Tel. 05224/31 25).

Artikel vom 17.06.2005